Adieu Wolfgang Döring

Elias Baumgarten
10. 11月 2020
Illustration: World-Architects.com

«Das Aussehen dieses Hauses hat mich eigentlich überhaupt nicht interessiert», sagte Wolfgang Döring einmal über sein Haus Mayer-Kuckuk (1967, Bad Honnef), eines der zukunftsweisendsten Baudenkmäler der jüngeren deutschen Architekturgeschichte. Döring war ein Mann der klaren Worte, charismatisch, gern provozierte er auch – wie mit obiger Aussage über den Systembau mit einem Tragwerk aus Leimholzbalken und seriell hergestellten Boden- und Wandelementen, den er für nur 80 000 D-Mark im Auftrag eines Physikers entwarf. Seine Art machte ihn besonders bei seinen Student*innen an der RWTH Aachen, wo er lange Jahre als Professor für Entwerfen und Baukonstruktion unterrichtete, beliebt. Überhaupt war Döring als Lehrer sehr gefragt. Immer wieder wurde er als Gastprofessor eingeladen, zum Beispiel anfangs der 1990er-Jahre nach Tokio.

Döring hatte an der TU München studiert und diplomierte schliesslich bei Egon Eiermann in Karlsruhe. 1964 gründete er, nachdem er zunächst für Paul Schneider-Esleben gearbeitet hatte, ein eigenes Büro, das er bis zu seinem Rückzug 2018 unter dem Namen DDJ Architekten (ab 1996) mit Michael Dahmen und Elmar Joeressen führte – passenderweise beide vormals seine Studenten. 

Neben seiner Arbeit in Deutschland – er gestaltete viele Wohnbauten, aber beispielsweise auch die Gedenkstätte der jüdischen Gemeinde Düsseldorf (1986) – war Döring immer wieder im nahen und fernen Ausland tätig, was ihn einen grossen Wissensschatz anhäufen liess: Anfangs der 1970er-Jahre unterhielt er zum Beispiel eine Zweigstelle in Mailand, um ein Kulturzentrum in Modena zu bauen. Mitte des Jahrzehnts dann hatte er ein Büro in Riad, bevor er in den 1980er-Jahren gemeinsam mit Tülay Arkhan in Istanbul arbeitete. Auch einen seiner architekturgeschichtlich prestigeträchtigsten Aufträge erhielt er im Ausland: 1985 wurde ihm die Renovierung des berühmten Melnikow-Hauses in Moskau anvertraut.

Döring war unterdessen nicht nur Architekt und angesehener Professor, sondern auch Kunstliebhaber. Zu seinem illustren Freundeskreis gehörte etwa das bekannte Fotografenpaar Bernd und Hilla Becher. Mit seinem Tod verliert Deutschlands Architekturszene eine herausragende Persönlichkeit. Doch es bleibt auch ein reiches Erbe, seine ehemaligen Student*innen sind vielfach sehr erfolgreich – wie zum Beispiel Christoph Ingenhoven. Etliche Zeichnungen und Modelle sind zudem beim Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main archiviert. Wolfgang Döring wurde 86 Jahre alt.

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