Stapferhaus Lenzburg
Wandelbarer Holzbau
pool Architekten
24. 10月 2018
Ansicht. Bild: Ralph Feiner
Pool Architekten haben kürzlich das Stapferhaus in Lenzburg fertiggestellt. Thomas Friberg stellt sich unseren fünf Fragen.
Nutzung Ausstellungsbau
Ort Bahnhofstrasse 49, 5600, Lenzburg, Aargau, AG
Auftragsart Projektwettbewerb 2004, 1. Preis
Bauherrschaft Stiftung Stapferhaus Lenzburg
Architektur pool Architekten Zürich | David Leuthold, Mathias Heinz, Thomas Friberg | Mitarbeit Wettbewerb: Miriam Stümpfl, Kaspar Appels | Mitarbeit Projektleitung: Danijela Jovicic
Fachplaner Baumanagement: Takt Baumanagement AG | Landschaftsarchitekt: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH | Bauingenieur: dsp Ingenieure & Planer AG | Holzbauingenieur: Makiol Widerkehr AG | Brandschutzplaner: Makiol Widerkehr AG | HLKS-Planer: Hans Abicht AG
Elektroplaner: Bhend Elektroplan GmbH| Bühnen- und Medientechnikplaner: Tokyoblue GmbH | Bauphysikplaner: Weber Energie und Bauphysik AG
Bauleitung Takt Baumanagement AG
Jahr der Fertigstellung 2018
Gebäudevolumen (SIA 416) 17’400 m3
Kubikmeterpreis 630 CHF/m3 (BKP 2)
Gesamtkosten BKP 1–9 ca. 16 Mio.
Energiestandard Minergie-P-Eco, nicht zertifiziert
Fotos Ralph Feiner, Malans
Fassade. Bild: Ralph Feiner
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Zunächst mussten wir verstehen, wer die Institution Stapferhaus ist, wie sie arbeitet und was sie möchte. Das Stapferhaus macht mit ihren Ausstellungen relevante Themen unserer Zeit erlebbar und regt zur geistigen Auseinandersetzung an. Die Initianten des Stapferhauses sagen, im Zentrum stehe der Dialog, damit verbunden der Austausch von Wissen und Erfahrungen.
Im Wettbewerbsprogramm stand, das Stapferhaus solle ein pionierhafter Kulturbau mit attraktivem Auftritt, hoher Flexibilität, Funktionalität und Offenheit werden. Nun, wie geht das? Wir haben vom Wettbewerb bis zur Schlüsselübergabe eine Antwort darauf gesucht.
Stapferbühne. Bild: Ralph Feiner
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Von 1997 bis 2017 waren die Stapferhaus-Ausstellungen in einem Holzschuppen im Zeughausareal, Lenzburg beheimatet. Es gab keine Berührungsängste, den Bau jeweils so zu verändern, dass er den Ausstellungen diente. Bei Bedarf wurde der Eingang in den ersten Stock verlegt, ein Raum seitlich angebaut oder der Eintritt erst beim Ausgang kassiert. Diesen freien Umgang mit dem Raum wollten wir mit dem Neubau erhalten. Als Referenz diente dazu der Typus «Gewerbebau», der aus Werkhof, Bürobau und Werkhalle besteht. Daraus entwickelten wir die Pergola (Stapferhausbühne), den Betriebsbau und die Ausstellungshalle.
Entstanden ist ein wandelbarer Holzbau: An verschiedenen Stellen lassen sich Boden und Fassade öffnen, im oberen Ausstellungsraum kann ein zusätzlicher Boden eingezogen werden, die Veranstaltungsräume lassen sich durch Vorhänge flexibel unterteilen. Zudem ermöglicht das Material «Holz» an Boden, Wand und Decke, dass überall ganz einfach geschraubt, gesägt, geöffnet oder wieder geschlossen werden kann.
Entree. Bild: Ralph Feiner
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Grundstück ist sehr zentral in Lenzburg gelegen, gleich gegenüber dem Bahnhof. Trotz jahrelangen Bestrebungen konnte bis heute kein adäquater Bahnhofsplatz für Lenzburg geplant oder erstellt werden. Man trifft dort auf einen undefiniert auslaufenden Raum, dem es an Qualität mangelt. Als Reaktion auf diesen Zustand erfanden wir die Aussenbühne als gefassten öffentlichen Raum. Im Wettbewerbsprogramm war das nicht vorgesehen.
Die Herausforderung: Hier überlagert sich der zurückhaltende Charakter des Entwurfs mit dem Anspruch, als publikumsorientierter Bau im öffentlichen Raum zu stehen und seine Umgebung mitzuprägen. Wir haben uns dafür entschieden, die Black Box auch von innen nach aussen zu kehren und den öffentlichen Platz als dunkel gehaltene Theaterbühne zu inszenieren.
Veranstaltungsraum. Bild: Ralph Feiner
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Das Stapferhaus als Bauherrschaft und Nutzer hat mit uns einen sehr engen Dialog gepflegt. Da es für diese Art von Bau kaum Vorbilder gibt, mussten wir im Planungsprozess zusammen die richtigen Antworten auf die verschiedenen Fragestellungen finden. Geprägt war diese Entdeckungsreise von grosser gegenseitiger Wertschätzung und Respekt.
Ausstellungshalle mit mobiler Treppe. Bild: Ralph Feiner
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Pool Architekten, das sind zehn Partner, sechs Associates und viele MitarbeiterInnen. Eine einheitliche Handschrift wird nicht gesucht und wäre auch kaum möglich. Hingegen gibt es gemeinsame Interessen an Städtebau, strukturellen Konstruktionen oder Holz als Baumaterial, die sich in verschiedenen pool-Projekten wiederspiegeln. Ein Kulturbau zu planen und zu bauen war für uns Neuland. Und es hat Spass gemacht.