Lean Prinzipien und digitale Werkzeuge für mehr Produktivität?

Manuel Pestalozzi
21. giugno 2022
Dr. Eder Martinez bringt grosse Erfahrung aus der Praxis mit. Davon sollen die Studierenden am Fachbereich Architektur, Bau und Geomatik der FHNW profitieren. (Foto © FHNW)

Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wird zum kommenden Herbstsemester am Institut Digitales Bauen eine neue Professur einrichten, deren Forschungsgegenstand der digitale Zwilling ist. Beim digitalen Zwilling handelt es sich, extrem vereinfacht ausgedrückt, um ein digitales Abbild eines Gebäudes, das sich dynamisch verändern kann. Die Befürworter sagen, die Technik mache Planungsprozesse effizienter und sicherer (zum Beispiel lässt sich die Performance der haustechnischen Anlagen durch Simulation vorhersagen), überdies sei sie beim Unterhalt von Gebäuden hilfreich. Sie sprechen von der logischen Fortentwicklung der BIM-Methode. Neu ist das Konzept übrigens nicht, etwa in der Automobilindustrie wird bereits mit digitalen Zwillingen gearbeitet. 

Der neue Lehrstuhl wurde mit Dr. Eder Martinez besetzt. Der Bauingenieur gilt als Experte für die Zusammenarbeit am Bau und in der Planung beziehungsweise für deren Veränderung durch die (langsam) voranschreitende Digitalisierung. Er ist ein Fachmann für Lean Construction und macht fehlerhafte Prozessabläufe für ein Gros der Probleme der Bauindustrie verantwortlich. Martinez hat Bau- und Umweltingenieurwesen an der University of California in Berkeley studiert und arbeitete an Bauprojekten in Chile und Ecuador. Zuletzt war er für digitales Bauen, Projekt- und Prozessmanagement bei Hilti und Implenia verantwortlich.

«Ich freue mich sehr, meine breite Expertise nun auch in der Lehre und Forschung am Institut Digitales Bauen der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW einbringen zu können und bin überzeugt davon, dass die Baubranche dank Lean Prinzipien und digitalen Werkzeugen über ganze Lebenszyklen hinweg künftig noch produktiver werden kann.»

Dr. Eder Martinez

Mit der Verpflichtung des in der Praxis überaus erfahrenen Martinez scheint die FHNW ihren Fokus auf die Ausbildung von Profis und die Anwendung digitaler Werkzeuge zu richten. Professor Manfred Huber, der Leiter des Instituts Digitales Bauen, sagt: «Wer künftig digital unterstützt und bedürfnisorientiert bauen will, muss Informationen zielgerichtet erheben, automatisieren, abbilden und verarbeiten können. Hier wollen wir geeignete Fachkräfte ausbilden und mit Projekten aufzeigen, wie digitale Lösungen dank gelungenem Informationsmanagement noch effizienter und zielgerichteter eingesetzt werden können.» Für das erst seit 2018 bestehende Institut ist es heuer bereits die zweite Neubesetzung im Bereich Informationsmanagement. Dr. Martinez tritt seine Stelle am 1. August an. 

Es wird interessant sein, Martinez Arbeit zu beobachten. Seine Berufung ruft viele Fragen ins Gedächtnis: Welche Auswirkungen werden Lean Construction und digitale Zwillinge auf die Architektur haben? Auf die Risiken für unsere Disziplin hatten wir unlängst in anderem Zusammenhang hingewiesen. Können digitale Abbilder von Bauten andererseits beispielsweise beim Aufbau von Bauteilkatalogen und schlussendlich bei der Wiederverwendung von Baumaterial helfen? Und wie wird sich die Produktivität der Bauindustrie künftighin entwickeln? In den letzten Dekaden hat sie nämlich trotz der Digitalisierung nur unwesentlich zugenommen. Das liegt daran, dass vor allem analoge Werkzeuge und Kommunikationsprozesse digitalisiert wurden, es auf den Baustellen aber fast zu und her geht wie eh und je. Vieles, was zum Beispiel im Bereich Robotik an den Hochschulen im In- und Ausland erforscht und erprobt wird und mitunter sogar in der Vorfertigung zum Einsatz kommt, hat sich in der Breite noch längst nicht durchgesetzt. Der Gap zwischen Forschungsstand und Realität am Bau ist enorm.

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