Effektive Sinnlichkeit
Ulf Meyer
25. maggio 2020
Foto © Hertl.Architekten
Banken sparen und immer öfter verzichten sie auf repräsentative Bauten. Doch im österreichischen Steyr hat die Raiffeisenbank eine neue Zentrale bezogen. Gestaltet hat den Bau das Büro Hertl.Architekten mit reitter_architekten.
Auch wenn derzeit viele Bankhäuser ihre Filialen schliessen, setzen einige weiterhin auf physische Präsenz und repräsentative Architektur: Die neue Filiale der Raiffeisenbank in Steyr, der drittgrössten Stadt Oberösterreichs, ist ein gutes Beispiel hierfür. Unweit des Neutors entstand das Gebäude auf einem prominenten Bauplatz an der Enns, der die Büros Hertl.Architekten und reitter_architekten auf die Idee brachte, dem Bau zwei Gesichter zu geben: Idyllisch zum Fluss und «hart» zur Strasse sollte die Fassaden wirken. Mit dieser Idee gewannen sie 2017 den Wettbewerb um die Gestaltung der Bank. Trotz postkartentauglicher Blicke hinüber zur Altstadt und guter Sichtbarkeit von der Strasse her, waren Zugänglichkeit und Kundenführung Herausforderungen bei der Gestaltung. Denn vom Parkplatz und der fussläufigen Anbindung auf Niveau des Untergeschosses musste eine Treppe entworfen werden, die «mehr als nur die nur Höhe auf das Brückenniveau überwindet», wie Gernot Hertl erklärt. Um den Hauptzugang klar und einladend zu artikulieren, hat er einen «grünen Ort» entworfen, der sich zum nahen Park und der Enns öffnet. Eine repräsentative Treppe «mit Sogwirkung ins Innere» führt durch das Bankgebäude. Die Raiffeisen-Zentrale wirkt einladend und «offen im Kontakt», aber «solide, klassisch und Sicherheit vermittelnd» in den oberen Etagen, so der Architekt.
Foto © Hertl.Architekten
Foto © Hertl.Architekten
Die massiven und tiefen Fensterlaibungen passen zum historischen «Schiffmeisterhaus» gleich nebenan. Überhaupt versuche das Gebäude mit der historischen Bebauung am anderen Flussufer in einen Dialog zu treten, so die Architekten. Im Erdgeschoss befinden sich SB-Automaten und Räume für das Tagesgeschäft, während im ersten Obergeschoss ein zweigeschossiges Atrium vor dem Veranstaltungssaal liegt. Saal und Foyer haben jeweils ein breites Fenster, die den Altstadtblick inszenieren. Im zweiten Obergeschoss bieten zwei Trakte Platz für diskretes «Private Banking» und die Firmenbetreuung. Der Luftraum des Saals reicht mit seiner oberen Hälfte bis in dieses Geschoss. Atrium und Dachterrasse schaffen eine unaufgeregte und zugleich noble Atmosphäre.