«Dichtestressomat»
Jenny Keller
16. gennaio 2014
Zwei Gemeinden im willkürlichen Dichtetest. Online-Instrument auf labs.davidbauer.ch
Ein Online-Instrument zeigt, dass die Angst um den Dichtestress in der Schweiz relativiert werden muss.
Zugegeben, der Name gefällt. Sehr intelligent und zentraler ist jedoch die Idee hinter dem «Dichtestressomat»: Die Tageswoche hat aus aktuellem Anlass (am 9. Februar stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die Masseneinwanderungsinitiative der SVP ab - dabei wird die Urangst des Schweizers um seinen Arbeitsplatz kombiniert mit einer diffusen Angst vor zu viel Menschen in unserem kleinen Land) das interaktive Online-Instrument vorgestellt, das auf aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik beruht und die Schweiz in einem Gedankenspiel anders besiedelt. Die Fragen dahinter lauten: Müssen wir die Einwanderung aus Platzgründen wirklich eindämmen? Wer nimmt wem etwas weg? Berechnungsgrundlage ist die Bevölkerungsdichte einzelner Gemeinden auf die Fläche der Schweiz hochgerechnet. Zwei Beispiele: Die Schweiz funktionierte als 8-Millionen-Stadt auf der Fläche des Kantons Aargau, mit 25 Kantonen für Landwirtschaft, Industrie und Freizeit: Möglich wäre es, wenn alle Menschen so dicht beisammen wohnen würden wie heute die Menschen in Basel. Eine Schweiz mit gerade mal noch 160'000 Einwohnern wäre hingegen Tatsache, wenn die ganze Schweiz so dünn besiedelt wäre wie die Gemeinde Kandersteg.
Man kann im «Dichtestressomat» seine eigene Gemeinde eingeben und sich selbst dabei fragen, wie man zur Masseneinwanderungsinitiative und dem Dichtestress steht. Momentan ergeben Hochrechnungen zum Glück, dass eine Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sich dagegen entscheiden würde. Dennoch sind sich die Gegner nicht ganz siegessicher, man befürchtet im schlimmsten Fall einen ähnlichen Effekt wie damals bei der Minarett-Initiative, wo im Vorfeld nicht mit einer Annahme gerechnet wurde, und viele Schweizerinnen und Schweizer (aus undefinierbarer Angst vor dem Anderen?) mit ihrem Votum schlussendlich «ein Zeichen setzen» wollten.
Ein deutliches Zeichen setzen die Gegner der Masseneinwanderungsinitiative, darunter die Vertreter der Schweizer Wirtschaft, die ein Interesse haben, auch weiterhin (billiges) Personal aus dem EU-Raum zu rekrutieren. Heinz Karrer, Präsident von Economiesuisse, gibt laut der NZZ dennoch zu bedenken, dass die Kehrseiten des Bevölkerungswachstums ernst zu nehmen seien. Er würde aber besser zu bedenken geben, dass wir verdichtet denken, bauen und leben sollten, anstatt immer noch im Einfamilienhaus im Grünen die Erfüllung des Traumes zu sehen.