Deformierter Kreis
Jenny Keller
25. aprile 2013
Bild: Julien Lanoo © Vitra
Ein nicht perfekter Kreis ergänzt das Portfolio von Vitra. SANAA stellten ihr neustes Gebäude auf dem Vitra Campus vor.
Im Beisein interessierter internationaler Pressevertreter wurde letzte Woche die Produktionshalle von SANAA auf dem Vitra-Campus eröffnet. Nach dem Vitra-Haus von Herzog & de Meuron ist die beinahe kreisrunde Produktionshalle das zweite Gebäude auf dem Campus nach einer Planungspause von rund zehn Jahren. SANAA hat in der Vergangenheit Privathäuser und kulturelle Einrichtungen erstellt, doch eine Produktionshalle sei ebenso spannend zu entwerfen, beantwortete eine etwas verdutzte Kazuyo Sejima die entsprechende Frage einer Journalistin. Man mag ihr glauben, die Produktionshalle wurde ja auch nicht für irgendwen irgendwo geplant, sondern für Vitra. Dieser spezielle Umstand macht sich in Form und Farbe nun auch bemerkbar: Die Halle ist rund, als «organic round» beschreiben die Architekten den deformierten Kreis, und die Fassade ist (noch) schneeweiss und besteht aus einer vorgehängten Schicht aus gewelltem Acrylglas. Wie ein Vorhang soll die Fassade erscheinen – und wir fragen uns (nach dem Hockeystadion für Zürich erneut), was ein Vorhang mit der Produktion von Büromöbeln zu tun hat. Bei einem Theater würden wir diese Idee ja noch verstehen.
Im Innern zeigt sich, dass SANAAs Vorschlag eines runden Volumens anstelle von vier rechteckigen der Flexibilität gerecht wird, die die Produktion und Logistik verlangen. Das Innere ist in Zonen gegliedert, und die Arbeitsatmosphäre soll durch Lichtbänder in engem Rhythmus positiv beeinflusst werden.
Auf jeden Fall hat der fast perfekte, weisse Kreis eine Riesenausstrahlung (nicht nur wegen seines Durchmessers von über 160 Metern) und das auf dem Vitra-Campus, wo es angesichts der illustren Nachbarschaft nicht gerade einfach ist, herauszustechen. Das wollten SANAA bewusst nicht. Doch auch gegen die benachbarte Siedlung, bestehend aus profanen Reihenhäusern, übt sich die Produktionshalle in japanischer Bescheidenheit. Vielleicht liegt es an der Höhe von nur 11,4 Metern, vielleicht verschafft auch der grosszügige Aussenraum, der aus rein logistischen Überlegungen relativ gross ausgefallen ist, genügend Luft, schliesslich müssen die Lastwagen hier problemlos wenden können.
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