Neubau Kleintierklinik, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich

Verschränkte Raumskulptur

10. marzo 2011

Neubau Kleintierklinik, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
2010

Zürich ZH

Bauherrschaft
Kanton Zürich, Hochbauamt des Kantons Zürich
Universität Zürich, Vetsuisse-Fakultät

Auftragserteilung
offener Wettbewerb

Architektur
Baumann Roserens Architekten, Zürich (Architektur) Lorenz Baumann, Alain Roserens, Michael Wagner, Simone Wiestner, David Wolfensberger, Anita Reich-Willi, Aldo Buffoni
Annette Roserens (Beratung Farbgestaltung)

Fachplaner
dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee (Statik) Bruno Patt, Rita Pini
Mosimann & Partner AG, Zürich (Elektroplanung) Marcel Furrer, Giovanni Russo
Luginbühl & Partner AG, Zürich (HLKK-Planung) Willi Werner, Marco Nucifora, Patrick Wintsch
neukom engeneering ag, Adliswil, (Sanitärplanung) Thomas Koller
Teamplan GmbH, D-Tübingen (Medizinaltechnik) Heidi Schmid
Rotzler Krebs Partner, Winterthur (Landschaftsplanung) Stefan Rotzler, Alexander Heinrich, Alexander Kochan, Andreas Haustein

Bauleitung
b+p baurealisation ag, Zürich (Bauleitung) Peter Zwick, Arnold Cavelti, Patrizia Dünner, Rudy Veitz

Kunst-am-Bau
Monica Studer, Christoph van den Berg, Basel

Gebäudekosten BKP 2
CHF 28.2 Mio (BKP 1-9)

Gebäudevolumen
23952 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
1'177 CHF/m3

Energiestandard
Minergie

Fotos
Roger Frei, Zürich

Eingangsfassade

Was hat Sie an der Bauaufgabe am meisten interessiert?

Spannend an der Entwicklung des Projektes war das spezifische Programm der Kleintierklinik, das in seiner Komplexität einem Humanspital sehr nahe kommt, deren Räume jedoch aufgrund der Grösse der Patienten eher kleinteilig sind und ein enorm dichtes Raumprogramm ergaben. Schon sehr früh war für uns klar, dass unser Einfluss auf die Gestaltung der Funktionsräume der Klinik, dass heisst die Operations-, Behandlungs- und Untersuchungsräume, aufgrund der vielen beteiligten Spezialisten im Projektteam eher begrenzt sein würden und reagierten mit einem differenzierten Gestaltungskonzept: Auf die allgemeinen Räume wie Empfang, Korridore, Treppenhäuser und Aufenthaltsräumen wollten wir in der Gestaltung maximalen Einfluss geltend machen, für die Planung der medizinischen Funktionsräume entwickelten wir eine einfaches Grundmodul, dass die Nutzerschaft in Zusammenarbeit mit einer Medizinalplanerin je nach Bedarf anpassen konnten. Material- und Farbkonzept blieben aber auch hier Vorgabe für die Entwicklung der Räume. Das sich gegenseitig bedingende Verhältnis zwischen diesen beiden Raumkategorien - der öffentliche Erschliessungsraum und die medizinischen Funktionsräume - bilden das architektonische Hauptthema für die Entwicklung des Innenraums.

Situation

Wie würden Sie den durchlaufenen Entwurfsvorgang beschreiben?

Basierend auf diesem sich bedingenden Raumkonzept haben wir dem mäandrierenden Erschliessungsraum als öffentlicher Bereich des Hauses eine zentrale Rolle eingeräumt. Der teilweise recht gedrängte Korridor erweitert sich an wichtigen Stellen wie der Eingangshalle, der zentralen Treppenhalle oder dem Aufenthaltsraum zu einer grosszügigen Raumzone, die durch natürlich einfallendes Tageslicht eine eindeutige Zuordnung und Orientierung im Gebäude erlauben und einen Bezug zum Aussenraum sucht. Damit entstehen innerhalb des fast labyrinthischen Systems der Korridore immer wieder Orte, die durch ihre Lichtqualität oder Sichtbezüge charakteristische Identitäten schaffen und das grosse Haus den Mitarbeitenden und Besuchenden gegenüber verständlich machen. In der regelmässig perforierten Lochfassade zeichnen sich diese Bereiche auch nach Aussen als weit gespannte Verglasungen ab.
Über das spezifisches Farb- und Materialkonzept mit Sichtbetonwänden und warmgelben, vergossenen Kautschukböden wurde der Charakter der öffentlichen Zone gegenüber der kühleren, durch das medizinisches Weiss der Wände und Decken und der graublauen Böden in den Behandlungsräumen klar abgegrenzt.

Eingangshalle

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Der bestehende Ort war für die Projektfindung von ganz entscheidender Bedeutung. In der ersten Stufe des Wettbewerbs im Jahre 2009 wurde zuerst nach einem adäquaten Weiterbauen des bestehenden Campus von Werner Stücheli aus den Sechziger Jahre gefragt. Lange bevor die Universität seinen Erweiterungsbauten im Irchelpark erstellte, wurde der ursprünglich im Stadtzentrum angelegte Tierspital an den Siedlungsrand auf den Milchbuck in den klar strukturierten Campus verlegt.
Für uns war klar, dass sich die Lösung für den Neubau an dieser sehr schönen und ausgewogenen Anlage orientieren soll, gleichzeitig aber auch auf die veränderten städtebaulichen Bedingung der Umgebung und der Stadt eingehen soll.
In der Zwischenzeit wurde nämlich der Ort am Siedlungsrand von der Stadt eingeholt und von den grossmasstäblichen Bauten der Stadtautobahn bedrängt. Aus dem ehemals abgeschiedenen Gelände ist ein Ort geworden, der einen Anschluss zur Stadt sucht und sich als Teil davon verstehen will.
Aus der offenen Hofstruktur, die Werner Stücheli über klar geordnete Verbindungswege und thematische Gebäudegruppen strukturierte, haben wir ein Konzept entwickelt, dass sich über die fortschreitende Verdichtung zu einem komplexen Konglomerat von introvertierten, aber auch sich nach Aussen öffnenden Höfen entwickeln soll. Die neue Kleintierklinik am südwestlichen Rand soll dabei zusammen mit den bestehenden Gebäuden den Abschluss gegen den Landschaftsraum des Irchelpark bilden. Gegen die Winterthurerstrasse entsteht durch die Position des T-förmigen Baukörpers eine Art Ehrenhof, welcher der sehr öffentliche Ausrichtung, welche die Kleintierklinik im Gesamtverbund des Tierspitals auszeichnet, Rechnung trägt und räumlich erfahrbar macht.

Wie ist das Verhältnis des Entwurfs zum vollendeten Bauwerk? Gab es bedeutende Projektänderungen oder veränderte ein Lernprozess das architektonische Ziel?

Aufgrund der sehr langen Entstehungsgeschichte der neuen Kleintierklinik, die unter anderem auf budgetpolitische Diskussionen zurückzuführen ist, wurde die Planung nach dem Wettbewerb mehrmals unterbrochen. Trotzdem konnten wir das Grundkonzept, das wir bereits im Wettbewerb entwickelt haben, in der weiteren Bearbeitung beibehalten. Dabei wurde auch das statische Grundprinzip, welches mit dem Gegenüber von Erschliessungsraum und Nutzflächen korreliert, erhalten. Die Abtragung der Lasten erfolgt nämlich über die Lochfassade und die massive Korridorwand, wobei die Trennwände in der Nutzraumschicht nicht tragend ausgebildet sind und für spätere Umbauten frei veränderbar sind. Dies ergab eine grosse Anpassungsfähigkeit der Nutzungsanordnung bereits im Planungsprozess, ohne dass der architektonisch definierte Erschliessungsraum hätte verändert werden müssen. Im Wettbewerb als noch unerfahrenes Büro unterschätzt haben wir sicherlich Art und Umfang der eingebauten Haustechnik, die heute ein universitärer Spitalbau erfordert.

Gebäudeschnitt

Wie bezieht sich das Bauwerk auf Eure anderen Entwürfe und gliedert es sich in die Reihe Eurer Werke?

Wir denken, dass die räumliche Ausformulierung des mäandrierenden Erschliessungsraums uns auch in vielen anderen bisherigen Projekten beschäftigt hat. Dies kann in ganz verschiedenen Massstäben vorkommen, sei es in der Entwicklung eines Wohnungsgrundrisses oder in einer städtebaulichen Setzung von Baukörpern. Wir sind oft auf der Suche nach einer architektonischen Wechselwirkung von statischen und dynamischen Räumen, die sich als ordnendes Element in einem Gesamtorganismus integrieren.

Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Neubau Kleintierklinik, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
2010

Zürich ZH

Bauherrschaft
Kanton Zürich, Hochbauamt des Kantons Zürich
Universität Zürich, Vetsuisse-Fakultät

Auftragserteilung
offener Wettbewerb

Architektur
Baumann Roserens Architekten, Zürich (Architektur) Lorenz Baumann, Alain Roserens, Michael Wagner, Simone Wiestner, David Wolfensberger, Anita Reich-Willi, Aldo Buffoni
Annette Roserens (Beratung Farbgestaltung)

Fachplaner
dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee (Statik) Bruno Patt, Rita Pini
Mosimann & Partner AG, Zürich (Elektroplanung) Marcel Furrer, Giovanni Russo
Luginbühl & Partner AG, Zürich (HLKK-Planung) Willi Werner, Marco Nucifora, Patrick Wintsch
neukom engeneering ag, Adliswil, (Sanitärplanung) Thomas Koller
Teamplan GmbH, D-Tübingen (Medizinaltechnik) Heidi Schmid
Rotzler Krebs Partner, Winterthur (Landschaftsplanung) Stefan Rotzler, Alexander Heinrich, Alexander Kochan, Andreas Haustein

Bauleitung
b+p baurealisation ag, Zürich (Bauleitung) Peter Zwick, Arnold Cavelti, Patrizia Dünner, Rudy Veitz

Kunst-am-Bau
Monica Studer, Christoph van den Berg, Basel

Gebäudekosten BKP 2
CHF 28.2 Mio (BKP 1-9)

Gebäudevolumen
23952 m3 (SIA 416)

Kubikmeterpreis
1'177 CHF/m3

Energiestandard
Minergie

Fotos
Roger Frei, Zürich

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