Wohnsiedlung Avellana
Das Haus in der zweiten Reihe
25. luglio 2013
EMI Architekten haben kürzlich eine Wohnsiedlung in Zürich-Schwamendingen fertiggestellt. Ron Edelaar wählt drei Zeichnungen und fünf Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Blick in den Garten
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Schwamendingen wurde 1934 in Zürich eingemeindet und danach geprägt durch die Stadterweiterungen des damaligen Stadtbaumeisters Albert Heinrich Steiner. Das alte Dorfzentrum von Schwamendingen konzentriert sich auf einer Geländeterrasse am nördlichen Hangfuss des bewaldeten Zürichbergs. Hier haben sich ganze Gruppen ländlicher Bauten erhalten.
Das Grundstück des Wohnhauses «Avellana» liegt rückwärtig, quasi in der zweiten Reihe als Gartengrundstück versteckt hinter Strassen zugewandten, alten Gebäudestrukturen. Der Entwurf sucht also eine aus dem städtischen Gefüge entsprechende Haltung. Diese besteht einerseits darin, dass sich der Neubau den ehemaligen Bauernhäusern in seinem Habitus – womit zunächst die Zurücknahme der Firsthöhe gemeint ist – unterordnet. So wurde auch zugunsten eines flach geneigten Daches auf ein ausgebautes Dachgeschoss verzichtet. Es ging um eine Freilegung der spezifischen Qualitäten des Ortes.
Situation
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Projekt knüpft inhaltlich und atmosphärisch an örtlich vorhandenen Gartenschuppen oder Ökonomiegebäuden an. Entscheidend ist hierbei das weiche, hölzerne Fassadenkleid sowie das flach geneigte Dach, dessen teilweise fallende Giebel und Traufen Assoziationen zu spontan gewachsenen, mehrfach transformierten Strukturen hervorrufen. Im weiteren haben die freie Komposition der Fenstersetzungen sowie die Farbigkeit und konstruktive Detaillierung der Fassade ihre Bedeutung hinsichtlich des beabsichtigten Ausdrucks.
Durch die der geforderten Anzahl Wohnungen folgende volumetrische Ausdehnung «liegt» das Haus über eine Länge von rund vierzig Metern im leicht abfallenden Hang und überwindet dabei eine Höhe von etwa zwei Metern. Wohnungen kommen dadurch im Erdgeschoss auf drei Ebenen zu liegen. Diese werden nach aussen hin mit dem Fensterthema, dem Dachrand und dem parallel zum Terrain verlaufenden Sockel überzeichnet resp. zusammengebunden.
Über ein offenes Treppenhaus werden die Wohnungen jeweils über den Aussenraum erschlossen
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Durch die enge Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft (Wohnbaugenossenschaft Wogeno) wurde den Architekten nicht einfach nur Grundriss, Fassade und Treppenhaus überlassen, sondern es wurde hier vom Städtebau bis zur Griffleiste in den Küchen über eine offene Diskussion auf beiden Seiten Einfluss genommen. Das Projekt ist vom Grossen ins Kleine durchwirkt von der Haltung der Bauherrschaft und den Architekten.
Schnitt
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Das Projekt wurde seitens Architekten und Bauherrschaft mit einer steten Hinterfragung und Präzisierung weiter entwickelt. Alles war im Fluss. Entsprechend gab es viele aber keine bedeutenden Projektänderungen.
Feine Differenzierung von Oberflächen der verschiedenen Holzarbeiten
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Bereits im Wettbewerb wurde ein Holzbau erwartet. Der Entwurf konnte so von Beginn an in Dialektik zur Konstruktion gesetzt werden, so dass sich beide gegenseitig bedingen. Daraus entwickelte sich auch die Haltung, das Haus nicht zu überinstrumentalisieren. Entsprechend orientierte man sich mit der Gebäudehülle zwar am Minergie-Standard, setzte aber gleichzeitig auf «Low-Tec». Ein einfaches Be- und Entlüftungssystem der Wohnräume mittels Fensterfalzlüftung ersetzte beispielsweise die konventionelle Wohnraumlüftung mit WRG.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Zwischen Gartenschuppen und Wohnhaus: Collagierung von Attributen
Grundriss Erdgeschoss
Durch die plastische Modulation des Gebäudevolumens entstehen in den Wohnung unterschiedliche Durch- und Ausblicke
Wohnsiedlung Avellana
2012
Zürich-Schwamendingen ZH
Auftragsart
Wettbewerb mit Präqualifikation: 2010, 1. Preis
Bauherrschaft
Wohnbaugenossenschaft Wogeno, Zürich
Architektur und Bauleitung
Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten ETH SIA, Zürich
Ron Edelaar (Verantwortlicher Partner)
Elli Mosayebi
Christian Inderbitzin
Michael Reiterer (Wettbewerb)
Jonathan Roider (Projektleiter, Bauleitung)
Samuele Triendi
Pascal Steiner
Sandra Mosbacher
Rosanna May
Dominique Kühnhanss
Fachplaner
Landschaftsarchitek: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH, Zürich
Holzbauingenieur: Timbatec GmbH, Zürich/Thun
Bauingenieur: APT Ingenieure GmbH, Zürich
Haustechnikplaner: Scherler Elektroingenieure, Zürich
Guyer Wärme und Wasser, Zürich
Bauphysiker: Architektur und Ingenieur Kollektiv, Zürich
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 6.3 Mio.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 5.2 Mio.
Gebäudevolumen
6320 m3 (SIA 416)
Kubikmeterpreis
822 CHF/m3 (BKP 2/m3)
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Holzbauarbeiten: Burkhart AG trilegno, Auw
Metallbauarbeiten: Analp AG, Zürich
Spengler- und Bedachungsarbeiten: Roland Studer AG, Volketswil
Schreinerarbeiten und Küchen: NILO Schreinerei Küchenbau AG, Wettingen
Fotos
Roland Bernath, Zürich
Möbel
Wohnbedarf, Zürich