Wasserhaus
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- Blausee
- Année
- 2017
Die gewaltige Landschaft rund um den Blausee wurde vor 15’000 Jahren durch einen Felssturz geformt. Das mineralreiche Wasser verleiht dem See seine tiefblaue Farbe – und den Namen. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Blausee eine Tourismusdestination auf der Route ins Wallis. Der kleine Pavillon nimmt die Poesie des Ortes auf und schreibt die hundertjährige Tourismusgeschichte weiter, ohne dabei in Nostalgie zu verfallen. Dabei diente das archaische Bild des grossen schützenden Dachs in der weiten Landschaft, wie man es von alten Berner Bauernhäusern kennt als Leitbild. Drei Lagen Schindeln, welche auch im Innern des Pavillons sichtbar bleiben decken das mächtige Dach. Keine Dachfenster oder Sanitärrohre durchstossen die kompakte Konstruktion und zudem wurde auf eine Dachrinne verzichtet. So bildet sich an einem regnerischen Tag entlang der Traufkante ein Vorhang aus Wassertropfen.
Das Dach besteht aus lokalem Fichtenholz und wurde mit ortsansässigen Handwerkern gebaut. Das Schindeldach wurde von einem lokalen Schindelmacher, einem der letzten im Berner Oberland, ausgeführt. Konstruktive Gründe bedingten die «geschleifte Fribourger-Technik», die den Grat der Schindel nicht scharfkantig, sondern gebrochen artikuliert: Jede fünfte Schindelreihe wird in die entgegengesetzte Richtung verlegt, damit die Geschwindigkeit des fliessenden Wassers gebremst wird. Diese Technik ist konstruktiv nachhaltiger und gibt dem Dach seine organische Erscheinung.
Die Zusammenarbeit mit lokalem handwerklichen Know-how hat aber nicht nur die Erscheinung des Baus beeinflusst, sondern auch die Teamarbeit und letztlich die Identifizierung mit dem Gebäude durch die lokale Bevölkerung. Die Rolle der Architektur und ihre Wirkung auf die kulturelle Kontinuität ist eine zentrale Fragestellung unserer Zeit und stellt sich in dieser kleinen Bauaufgabe explizit. Und: Wie verbindet man auf intelligente Art und Weise Hightech und Lowtech miteinander? Mit aller Faszination für die rasante Entwicklung der Technologie ist es immer wieder wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass mehr Technologie nicht zwingend gesellschaftlicher Fortschritt bedeutet. Gerade auch im Umgang mit modernster Technologie muss das primäre Ziel sein, Gebäude zu planen die zum menschlichen Massstab passen und unsere Sinne ansprechen.