Palmen in Beton
John Hill
20. mars 2013
In der Fernsicht deutet sich bereits an, dass die Fassade des Renaissance Barcelona Fira Hotels keine «normalen» Fensteröffnungen besitzt. (Foto: Escofet 1886 S.A.)
Ein Gebäude reagiert im Idealfall auf das Umfeld, in dem es erbaut wurde – mit der Gebäudekubatur, durch das Material oder gerne auch per Zitat. Wie Letzteres spielerisch umgesetzt werden kann, zeigt unser World-Architects-Redakteur John Hill aus New York am Beispiel des Renaissance Barcelona Fira Hotels von Jean Nouvel.
Das «Renaissance Barcelona Fira Hotel» befindet sich – wie der Name schon andeutet – in der Nähe der «Fira de Barcelona», der Messe von Barcelona. Jean Nouvel mit Ribas & Ribas Architects entwarfen ein Hotel mit 357 Zimmern, das aus zwei 110 Meter hohen Türmen mit jeweils 24 Stockwerken besteht. Diese spannen ein von Glas umschlossenes Atrium mit vertikalen Gärten auf. Das Leitmotiv auf der Fassade ist die Palme, die im Siebdruckverfahren als Schachbrettmuster auf das Glas gebracht wurde.
Zahllose Palmenmotive in verschiedenen Grössen prägen das Bild der Fassade. (Foto: Escofet 1886 S.A.)
Auf dem Baustellenfoto ist bereits zu erkennen: Das Palmenmotiv reicht tiefer als das Glas – dieselbe Form wurde auch für die Fensteröffnungen in der Betonschale verwendet. Das Schachbrettmuster aus Palmen auf der Fassade wechselt immer wieder zwischen tatsächlicher Fensteröffnung und blossem Bild auf der Oberfläche. Direkt über der entsprechenden Palmenform in den vorgefertigten Betonbauteilen befinden sich durchsichtige Palmenformen in der Glasfassade.
Deutlich zu erkennen: Die Palme ist nicht nur ein aufgedrucktes Motiv, sondern ist Formgeber für die Fensteröffnungen dahinter. (Foto: Escofet 1886 S.A.)
Escofet 1886 S.A. («1886» bezieht sich auf das Jahr der Gründung des Unternehmens) aus Barcelona zeichnet sich verantwortlich für die Herstellung der architektonischen Betonbauteile, vornehmlich 3,80 x 3,0 Meter grosse Platten mit den palmenförmigen Öffnungen sowie 3,0 x 7,0 Meter grosse Platten mit ovalen Öffnungen. Der Blick durch die palmenförmige Öffnung (unten) ist bemerkenswert, was noch verstärkt wird durch den Kontrast der schwarzen Schnittkanten zur weissen Möblierung.
Nicht durch rechteckige Fenster, sondern durch das Motiv der Palme als Fensteröffnung dringt das Licht in den Innenraum. (Foto: Marriott International, Inc.)
Das Portfolio von Escofet besteht vor allem aus Aussenraum-Möbeln (Sitzbänke, Gefässe für Pflanzen, Pflaster). Projekte wie das Renaissance Barcelona Fira Hotel jedoch illustrieren eindrucksvoll ihre Kompetenz in Bereich des Architektur-Betons. Ein anderes, weltbekanntes und hochkarätiges Beispiel ihrer Arbeit ist (seit 1996) die Sagrada Familia von Antonio Gaudi. Escofet spielt eine immer grösser werdende Rolle in der Architektur dieses Jahrhunderts, denn mit deren Technologie können komplexe Formen in gebaute Realitäten übersetzt werden.
Das Hotel befindet sich im Viertel Plaza de Europa, direkt an einer der wichtigsten SW-NO-Verkehrsachsen der Stadt. (Foto: Marriott International, Inc.)
Fassadenansichten Westen, Süden, Osten und Norden
Detailansicht Betonbauteil mit Palmen-Ausschnitt
Die Betonbauteile wurden nach den Entwürfen von Jean Nouvel per Schablone vorgefertigt. (Foto: Escofet 1886 S.A.)
Beinahe Kunst am Bau: Die Palmen-Fassade im Rohbau. (Foto: Escofet 1886 S.A.)
Barcelona, E
Hersteller-Kompetenz
Architekturbeton
Projekt
Renaissance Barcelona Fira Hotel
Barcelona, E
Architektur
Ateliers Jean Nouvel
Paris, F
mit:
Ribas & Ribas Architects
Barcelona, E
Bauherr
Marriott International, Inc.
Fertigstellung
2012
Fotonachweis
Escofet 1886 S.A.
Marriott International, Inc.
Beitrag in Englisch auf World-Architects.com
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