Zwei Museen in Norwegen

Juho Nyberg
18. octobre 2012
Das norwegische Førde hat neuerdings ein eigenes Kunstmuseum, benannt nach der Region Sogn og Fjordane. Bild: C. F. Møller Architekten, Oddleiv Apneseth

Norwegen darf sich dieser Tage über gleich zwei neue Museumsbauten freuen: Im Westen in Førde gelegen hat unlängst das Sogn & Fjordane Art Museum seine Tore geöffnet. Der kompakte Bau von C.F. Møller Architects präsentiert sich nächtens von leuchtenden Linien durchschnitten, die wie Gletscherspalten die helle Oberfläche des Gebäudes durchlaufen. Die Linien finden sich einerseits im Logo des Museums wieder und sind andererseits als Analogie zu der rauhen Natur der Umgebung gedacht. Auch im Inneren sind die schroffen Formen zu finden, etwa bei der scheinbar kreuz und quer verlaufenden blauen Treppen, die aber im Grundriss von einem gleichseitigen Dreieck gehalten werden, der den Kern des Baus bildet. Darum herum sind die Ausstellungs- und Nebenräume angeordnet. Insgesamt wirkt das Museum als kompakter Stadtbaustein, der sich trotz - oder gerade wegen - seines auffälligen Äusseren selbstbewusst präsentiert.

Im Grundriss sind die blauen Treppen von einem gleichseitigen Dreieck gehalten. Bild: C. F. Møller Architekten, Oddleiv Apneseth

Gute 450 Kilometer weiter südlich steht das Astrup Fearnley Museet in Oslo. Für die seit 1993 präsentierte private Sammlung entwarf Renzo Piano ein neues Museum, das sich auf einem alten Werftgelände direkt am Fjord befindet. Zwischen den zwei Volumen des Museums verläuft ein Kanal als Zitat der ehemaligen Funktion des Geländes. Vor dem Museum wurde ein Strand angelegt, der der Bevölkerung dieses sich noch in Entwicklung befindenden Stadtteils dienen soll. Die Passage mit ihren ausladenden Holzstegen soll zusammen mit dem Strand die Leute anlocken und gemäss Piano werden die Menschen sich «früher oder später in die Kunst verlieben». Der Architekt sieht Parallelen zum Centre Pompidou, das als «grosse Piazza für die Menschen» geplant wurde. Damit schliesse sich der Kreis seines Schaffens.

Erkennbare Handschrift: Renzo Pianos neues Museum in Oslo. Bild: Nic Lehoux

Gegen solche gesellschaftlichen Entwürfe lässt sich wenig sagen. Und ein Ort, an dem man sich sozusagen im Dunstkreis der Kunst auf einen Kaffee treffen kann, hat durchaus etwas verlockendes. Allerdings ist den Architekten von Snøhetta mit ihrem unweit von Pianos Museum stehenden Opernhaus ein Wurf gelungen, neben dem manch anderes nicht mehr kraftvoll zu wirken vermag. Die unvergleichliche Art, mit der das Opernhaus sich der Bevölkerung als Plattform im Wortsinn dient und sie zum Verweilen oder zu einem Spaziergang auf sich einlädt, ist eine besondere und besonders gelungene Geste (die leider bereits die Serienreife erreicht hat, wie der Entwurf fürs Opernhaus von Busan in Südkorea belegt).

Der Strand und Skulpturenpark vor dem Museum ist öffentlich zugänglich (Bild: Nic Lehoux)

Renzo Pianos Museum in Oslo ist zweifellos einwandfreie Architektur, aber vielleicht eben nicht mehr als das. Neben dem oben erwähnten Zurückkommen auf die lange zurückliegende (und in Paris bereits verwirklichte) Idee scheinen sich auch so manche andere Fragmente aus dem rund 40-jährigen Schaffen des italienischen Architekten in Oslo versammelt zu haben. Anklänge vom Paul-Klee-Museum oder von der Fassade des Debis-Hauses in Berlin lassen sich leicht finden. Darin kann man die Handschrift eines grossen Architekten sehen oder die Einsicht desselben, dass mit einfach wiedererkennbarer Architektur leicht ein Geschäft zu machen ist. Doch die Erkenntnis scheint auch Snøhetta schon gekommen zu sein.

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