Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes: Heimatschutz vermisst Baukultur

Manuel Pestalozzi
1. mars 2021
Blick auf Giubiasco im Tessin (Foto: Elias Baumgarten)

Anlass für den Entwurf einer Strategie zur nachhaltigen Entwicklung (SNE) ist die Agenda 2030. Diese internationale Vereinbarung wurde 2015 von der UNO verabschiedet. Sie richtet sich an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) aus. Am 4. November 2020 hat der Bundesrat seine Strategie in die Vernehmlassung geschickt – nicht zu früh, denkt man, ist doch die betreffende Dekade bereits angebrochen. Schwerpunktthemen sind «nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion», «Klima, Energie, Biodiversität» sowie «Chancengleichheit». Das Bauen fällt eigentlich in alle drei Kategorien. Überhaupt kommt ihm eine Schlüsselrolle beim Erreichen der SDG zu. Und trotzdem fehlt die Baukultur im Strategiepapier.

Der Schweizer Heimatschutz hat sich an der Vernehmlassung beteiligt. Jetzt hat er zur SNE klar Stellung genommen: Der Entwurf überzeuge trotz richtiger Schwerpunktsetzung nicht. Die Strategie zeige zu wenig, wie der nötige Wandel angestossen und aktiv begleitet werden könne. Insbesondere fehlt dem Heimatschutz die deutliche Benennung von Synergien zwischen verschiedenen Politikfeldern, aber auch von möglichen Interessenkonflikten. Das Zusammenwirken der Beteiligten zum Erreichen der SDG finde zu wenig Berücksichtigung. 

Der Bund illustriert die Agenda 2030 mit bunten Ringsegmenten. Doch laut dem Schweizer Heimatschutz fehlt aller Symbolik zum Trotz die Baukultur. (Grafik © Schweizerische Eidgenossenschaft)
Heimatschutz: Strategie berücksichtigt Baukultur nicht

Letztlich geht es bei der Kritik um die Gegenüberstellung des Mess- und Berechenbaren mit Anliegen, die unter dem vergleichsweise unscharfen Begriff Qualität zusammengefasst werden. Die Baukultur ist ein solches. Was darunter genau zu verstehen ist, definieren Fachleute und Interessierte, zu denen auch die Mitglieder des Heimatschutzes zählen. Dessen Aufgabe ist somit darauf hinzuweisen, dass im Strategie-Entwurf die im Februar 2020 vom Bundesrat verabschiedete Strategie Baukultur und die damit verbundenen Massnahmen keinen Niederschlag findet. Der Heimatschutz hofft, dass diese Schwäche noch behoben wird. Die Vernehmlassungsfrist lief am 18. Februar dieses Jahres ab. 

Nun bleibt abzuwarten, wie die Mühlen in Bern mahlen. Welche Wirkung wird der nationale Beitrag zur Verfolgung globaler Ziele auf die Siedlungsentwicklung hierzulande in quantitativer wie auch qualitativer Hinsicht haben?


Viele Menschen können mit dem Begriff Baukultur wenig anfangen – das möchte der Verein Archijeunes ändern. Mit ihrem Buch «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» vermittelt die Gruppe Grundwissen. 

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