Hochhäuser in den Bergen bleiben ein Reizthema
Manuel Pestalozzi
12. juin 2023
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1969 zeigt den Kontrast zwischen dem grossmassstäblichen Komplex und den kleinen Chalets ringsherum. (Foto: Werner Friedli © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Stiftung Luftbild Schweiz)
Die Eigentümer des Hotel- und Appartementhochhauses Super Crans wollten das Bauwerk aus den 1960er-Jahren unter Schutz stellen lassen. Doch der Kanton Wallis sieht den Turm nicht als Baudenkmal an – zum Bedauern des Heimatschutzes.
Das Hochhaus Super Crans ist ein Wahrzeichen des Touristenortes Crans-Montana hoch über Siders und dem Rhonetal. Der Schweizer Heimatschutz hat den 19-geschossigen «Leuchtturm» auf dem Umschlag seines Reiseführers zur Gemeinde abgebildet. Das Gebäude symbolisiert den Wandel vom Kurort zum mondänen Hotspot für Sportbegeisterte aus aller Welt. Es entstand als Teil eines Gesamtkomplexes in den Jahren zwischen 1964 und 1968.
Der Turm steht auf einer Lichtung oberhalb des Ortskerns auf rund 1600 Metern Seehöhe und ist entsprechend weithin sichtbar. Sein Architekt war Jean-Marie Ellenberger (1913–1988). Der Genfer, der sich auch über Jahrzehnte am Bau des Flughafens seiner Heimatstadt beteiligte, zog 1945 aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung ins Wallis, um sich in der frischen Bergluft zu erholen. In Crans baute er übrigens auch einige Chalets. Beim Hochhaus Super Crans orientierte er sich gestalterisch an der Architektur der klassischen Moderne. So erinnert die konvex gekrümmte Fassade des Turms mit den Sonnenschutzelementen entfernt an Alvar Aaltos Wohnhochhaus in Bremen-Vahr (1959–1961). Schon zur Entstehungszeit hatte der radikale Baukomplex in der alpinen Landschaft nicht nur Freunde. Daran hat sich bis heute wenig geändert.
In einer kritischen Haltung gegenüber dieser Spielart des International Style sieht die Sektion Wallis des Heimatschutzes den Grund für die nun erfolgte Ablehnung des Schutzstatus für das Baudenkmal. Sie hatte eine Diskussionsrunde organisiert, die im 17. Geschoss des Turms stattfand. In diesem Rahmen wurde die Bedeutung des baukulturellen Erbes aus den Jahre der Hochkonjunktur hervorgehoben.
Bei allem Ärger darüber, dass der Turm nicht als Baudenkmal anerkannt wird, bleibt doch zu erwähnen, dass er derzeit nicht akut gefährdet scheint. Aktuell werden möblierte Appartements in dem Hochhaus angeboten. Auf die Mieter*innen warten unter anderem auch ein geheiztes Hallenbad, zwei Tennisplätze und ein Kinderspielplatz.