Building-Award für bewegliche Brücke
Manuel Pestalozzi
21. juin 2017
Bilder: zvg Building-Award
Die Passerelle du Jet d’Eau in Genf von INGENI SA, Carouge, gewinnt den diesjährigen Building-Award, der innovative, schöne Ingenieurleistungen auszeichnet. Das kleine, anrührende Werk schlug internationale Giganten.
Im Rennen, das heisst nominiert waren auch die Elbphilharmonie in Hamburg (Schnetzer Puskas International AG, Basel), die Yavuz Sultan Selim Brücke in Istanbul (T-Ingénierie SA, Genf) oder die Erweiterung des Landesmuseums in Zürich (Proplaning AG, Basel / Schnetzer Puskas International AG). Doch es war der Promenadenabschnitt vom Seeufer zum berühmten Wahrzeichen Genfs, den die Jury zum Gesamtsieger kürte, ein richtiges Sommerprojekt, das darauf wartet, an einem heissen Vorabend mit einer Glace in der Hand beschritten zu werden.
Die Brücke in der zwölf Meter langen, mit Eichenbalken quer gedecken Passerelle zeigt die Ingenieure als Erfinder und Gestalter zugleich. Man hat sie dazu ausgelegt, die Durchfahrt der Schiffe zu gewähren und dem Fussgängerverkehr dennoch einen ebenen Zugang zur Wasserfontäne zu gewähren. Am Tag, wenn der Jet d’Eau eingeschaltet ist, nimmt die Brücke ihre horizontale Position ein und lässt Fussgängern und Personen mit eingeschränkter Mobilität den uneingeschränkten Nutzen der Promenade. Wenn der Jet d’Eau ausgeschaltet ist, hebt sich die Brücke wie eine Welle an. Boote können dann darunter hindurch in den Hafen fahren, während die Fussgänger die in eine Treppe verwandelte Brücke weiterhin überqueren können.
Die beweglich verbundenen Tragglieder treten als Brüstung in Erscheinung und geben dem Bauwerk in ihren etwas plumpen, die Wirkungen des Kindchenschemas evozierenden Dimensionen einen ganz eigenen Charakter. Man wäre keinesfalls überrascht, wenn dieses kleine Scherenorchester ein Wahrzeichen der Stadt würde. Der kleine Wurf dokumentiert, dass Ingenieurinnen und Ingenieure mitunter auch ganz ohne Hilfe vonseiten der Architektur ästhetisch überzeugende Arbeit leisten können. Dies zu zeigen und mehr talentierte Kräfte für ein Ingenieurstudium zu überzeugen, ist ja eine der Absichten dieses Preises, der nun zum zweiten Mal vergeben wurde. Die «Grossen» werden sich da sicher gerne mit den Kategorienpreisen trösten.