Bauhausfieber ist ansteckend

Manuel Pestalozzi
22. février 2019
Moser Fauteuils in der modernistischen Siedlung Leimenegg in Winterthur. Bild: Roland Bernath

Praktisch täglich erreichen die Redaktion Informationen über Aktivitäten im Zusammenhang mit der sich zum hundertsten Mal jährenden Gründung des Bauhaus in Weimar. Die Kollegin von German-Architects hat sogar eine Vorschau publiziert, welche die wichtigsten Geschehnisse im Jubiläumsjahr aufzählt. Der Einfluss der avantgardistischen Lehrstätte auf die gebaute Gegenwart wird angeregt und mitunter auch kontrovers diskutiert.

Vom Gedenken ans Bauhaus profitiert auch der Wohnbedarf. Das 1931 in Zürich eröffnete Einrichtungsgeschäft ist zwar noch nicht ganz 100 Jahre alt, doch wie die gefeierte Institution war sie von Beginn weg der Moderne und der neuen Sachlichkeit verpflichtet. Das seit der Gründung verwendete Logo stammt vom Bauhausschüler Max Bill, damit ist der Bezug zum Jubilar weit weniger fadenscheinig als bei manchen anderen Jubiläums-Trittbrettfahrern.

Im Fokus seiner Bauhaus-Jubiläumsausstellung steht beim Wohnbedarf allerdings als erstes ein Architekt, der nicht nach Weimar oder Dessau ging, sondern zu Frank Lloyd Wright nach Taliesin: Werner M. Moser, einer der Mitbegründer des Unternehmens. Seine berühmtesten Einrichtungs-Entwürfe sind der Moser Beistelltisch und vor allem der Moser Fauteuil, ein gut gepolsterter Stahlrohr-Freischwinger, der einen verhaltenen Kultstatus für sich beanspruchen darf. Eben erst sah dieser Redaktor auf Youtube den pfiffig-frechen Dialekt-Schwank «Jä soo!» aus dem Jahr 1935: Ein Ehepaar vom Land besucht darin in Zürich seine Tochter (gespielt von der legendären Kabarettistin Elsie Attenhofer). Sie arbeitet in einem ultra-modernen Schönheitssalon. Und worauf sinkt der gute Emil Hegetschweiler dort im Wartezimmer? Richtig: in einen Moser Fauteuil, dessen Klone bis heute im Wohnbedarf-Sortiment geführt werden.

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