Analoges Bauen für digitale Räume

Manuel Pestalozzi
19. janvier 2021
Der neue Metro-Campus Zürich soll unmittelbar östlich des Bahnhofs von Dielsdorf auf bisher unbebautem Gelände entstehen. (Visualisierung: Green Datacenter AG)

Mit der Ausstellung «Wired Nation», die nach dem Museums-Lockdown verlängert werden soll, machte das Collegium Helveticum Ende des vergangenen Jahres auf einen neuen «Schweizer Bautypus» aufmerksam, der sich in der Siedlungslandschaft immer deutlicher bemerkbar macht: digitale Infrastrukturen. Denn je rascher die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr Speicherplatz und Rechenkapazität werden benötigt. Einen weiteren Vertreter dieses neuen Typs wird es bald im Zürcher Unterland zu bestaunen geben: In Dielsdorf soll der Metro-Campus Zürich gebaut werden. Dies bedeutet einen substanziellen Rechencenter-Zuwachs für die Schweiz: Drei betrieblich unabhängige Module sind geplant, eine beachtliche Datacenter-Nutzfläche von insgesamt 20 000 Quadratmetern soll entstehen.

Die drei Rechenzentren werden eine gut bewachte «Festung» bilden, in der rund um die Uhr Betrieb herrscht. (Visualisierung: Green Datacenter AG)
Maschine im Park

Design bedeutet bei diesem Architekturprojekt auf den ersten Blick vor allem Technik: Die Green Datacenter AG, die in der Schweiz bereits mehrere Rechenzentren betreibt, verspricht in Dielsdorf höhere Leistung bei effizienterer Stromversorgung und Kühlung dank technischer Weiterentwicklungen. Unter anderem durch neue Kühlsysteme und Abwärmenutzung für die Gebäude könne, so die Firma in einer Medienmitteilung, der Energieverbrauch signifikant gesenkt werden. Man werde einen hervorragenden PUE-Wert – die Abkürzung steht für Power usage effectiveness – erreichen. Die hohe Leistungsfähigkeit begünstige High-Density-Anwendungen, erklärt das Unternehmen weiter, wie sie internationale Cloud-Provider nutzen. 

Die neue Anlage soll aber auch der Gemeinde Dielsdorf zugute kommen: Zum Konzept gehört die Anbindung an ein Fernwärme- beziehungsweise Fernkältenetz, das sämtliche Gebäude in der Umgebung nutzen können. Darüber hinaus soll der Campus auch eine gewisse Aufenthaltsqualität bieten: Zusätzlich zu den Rechenzentren sind auf dem Gelände, das unweit des Bahnhofs liegt, drei Bürogebäude sowie Gewerbeflächen und eine Grünzone vorgesehen. Die Green Datacenter AG, die rund CHF 500 Millionen in das Grossprojekt investieren möchte, stellt ausserdem die Schaffung von Ausbildungsplätzen in den Bereichen KV und Informatik sowie in handwerklichen Berufen der Kältetechnik und Elektroinstallation in Aussicht.

Für die Architektur der Anlage zeichnet die MBA Projektmanagement AG aus Zürich verantwortlich. Das Büro wurde im Jahr 2015 als Spin-Off von Mischa Badertscher Architekten gegründet und hat sich auf die Gestaltung von Rechenzentren spezialisiert.

Eine Unterführung soll den Campus mit dem nahen Bahnhof verbinden. Die Bürogebäude werden einen Park begrenzen, der sich entlang der Gleise erstrecken soll. (Visualisierung: Green Datacenter AG)
Standortpolitik

Die Bauherrin ist überzeugt, mit dem Projekt die Schweiz als Datenstandort für hiesige wie auch ausländische Unternehmen noch attraktiver zu machen. 2019 hat sie den Campus Zürich-West bereits um ein 8-Megawatt-Cloud-Datacenter erweitert und aktuell befinden sich dort drei weitere Neubauten in Planung.

Läuft alles wie beabsichtigt, wird das Aargauer Unternehmen bald zwei vollständig ausgebaute Standorte für Cloud-Provider in der Schweiz betreiben: den Campus Zürich-West in Lupfig und besagten Metro-Campus Zürich in Dielsdorf.

Stahl, Glas und Luftkamine werden die Gestalt der Datenlager- und -verarbeitungsstätte prägen. (Visualisierung: Green Datacenter AG)

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