Wo bleibt der Mensch?
Jenny Keller
13. febrero 2014
Grafik via wikimedia.org
Nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative schickte der Baumeisterverband (SBV) gleich am Sonntag eine Medienmitteilung raus. Darin bedauert er den Volksentscheid und gibt zu bedenken, dass eine starre Umsetzung der Initiative den Fachkräftemangel weiter verschärfen und dem Bauhauptgewerbe wie der übrigen Wirtschaft einen kaum verkraftbaren bürokratischen Zusatzaufwand bringen würde. Zu klären sei zudem auch, ob der in der Initiative enthaltene «Inländervorrang» wirklich in der Schweiz lebende Bürger mit ausländischem Pass bei der Stellenbesetzung benachteilige. Als Arbeitgebervertreter einer Branche, in der EU-Bürger über 50 Prozent des Baustellenpersonals ausmachen, stelle sich der Baumeisterverband klar gegen eine solch restriktive Interpretation des Initiativtextes, schreibt der SBV weiter.
Heinz Brand, Nationalrat und Präsident der SVP Graubünden, erklärte gestern gemäss Tages-Anzeiger, dass eine konkrete Massnahme der angenommenen Initiative nun bedeuten könnte, dass zwischen Nieder- und Hochqualifizierten Arbeitskräften aus der EU unterschieden werden sollte. Diejenigen mit der höheren Bildung sollten laut Brand ihre Familie nachkommen lassen können, die anderen – beispielsweise Serviceangestellte oder Saisonniers auf dem Bau – sollten dies künftig nicht mehr tun dürfen. Ein Vorschlag, der einem üblen Zweiklassensystem gleichkommt, in dem wir die Häuser, die wir entwerfen, von Arbeitskräften bauen lassen, die nicht zu unserer Gesellschaft gehören sollen. Bei allen wirtschaftlichen und administrativen Problemen, die das Ja vom letzten Sonntag mitbringt, ist das schockierendste, dass unablässig von Arbeitskräften die Rede ist, und dabei Menschen gemeint sind.