Filetstücke am Gleiskörper
Manuel Pestalozzi
25. November 2016
Bild: map.geo.admin.ch
Neugasse, Werkstadt und Hardfeld heissen die nächsten Gebiete nordwestlich von Zürichs Hauptbahnhof, welche die SBB nicht mehr oder nur noch beschränkt für ihren Betrieb braucht. Die Stadt wird sich an der Entwicklung der Areale beteiligen.
Für den Laien ist es erstaunlich, wie die Bundesbahnen immer weniger Platz für Reparaturwerkstätten und andere betriebliche Aufgaben benötigen. Mit den drei Arealen stehen insgesamt 140 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Als Grund für die Möglichkeit einer Umnutzung nennt die SBB nicht etwa neue Werkstätten etc., die in die freie Natur geklotztwerden, sondern «höhere Effizienz». Diesen immensen Raumspar-Effekt würde man sich manchmal auch gerne im Gesundheits- oder Bildungswesen herbeiwünschen!
Die SBB beabsichtigt auch bei diesen zentrumsnahen, gut erschlossenen städtebaulichen Filetstücken die Entwicklung selbst an die Hand nehmen. Zusammen mit ihren Partnern möchte sie dafür 1,8 Milliarden Franken aufwerfen. Die Verwaltung der Stadt Zürich und ihre Bevölkerung soll sich am Entwicklungsprozess aktiv beteiligen. Die Kritik am «Luxusbezirk» Europaallee war den Verantwortlichen gemäss Verlautbarungen in den Medien eine Lehre: Gemeinnützigkeit ist angesagt. Partnerschaftlich will man die Mobilität der Zukunft fördern und Anreize für lebenswerte und nachhaltige «Smart Cities» setzen.
SBB-Areale zwischen dem Hauptbahnhof Zürich und dem Bahnhof Zürich-Altstetten. Bild: SBB
Das Areal Neugasse, zwischen Langstrasse und den Viaduktbögen, auf der nördlichen Seite des Gleiskörpers, soll ein neuer Stadtteil werden, mit einem Anteil von einem Viertel Gewerbe, Grünflächen und öffentliche Plätze sowie drei Viertel Wohnungen, davon ein Drittel im gemeinnützigen Wohnungsbau. Die Neubebauung soll 2022 starten.
Südlich des Gleiskörpers, links und rechts der Gottlieb Duttweiler-Brücke, liegen die Areale Werkstadt und Hardfeld. Bei der Werkstadt wird die teilweise historisch relevante Serviceanlage der SBB auf weniger Arealfläche konzentriert. So kann schrittweise ein Zentrum für urbane Produktion, Startups und Kreativwirtschafts-Betriebe entstehen – eine «Werkstadt» für das 21. Jahrhundert, in der auch die Denkmalpflege ein Wörtchen oder zwei mitreden wird. Schon 2017 sollen erste Pioniernutzungen einziehen. Eine Verdichtung der heutigen Nutzungen mit Entsorgungs-, Logistik- und Lagerflächen plant die SBB auch auf dem Areal Hardfeld. Hier möchte man zunächst gemeinsam mit der Stadt Grundsatzfragen bezüglich des künftigen Potenzials einer städtischen Güterlogistik klären. Die Entwicklung rund um das Schienengewirr in Zürichs Westen wird also auf Jahre hinaus spannend bleiben.
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