Elefantenhaus Zoo Zürich
Juho Nyberg
5. June 2014
Die markanten Oblichter prägen das äussere Erscheinungsbild. (Bild © Zoo Zürich)
Viele Grossprojekte in der Stadt Zürich sind in letzter Zeit gescheitert: Das Kongresshaus oder das Fussballstadion haben es nie weiter als bis zur Urne geschafft. Dennoch ist die Lebensqualität der Stadt hoch, findet sie sich alljährlich in verschiedenen Ranglisten und Tabellen auf den vorderen Plätzen wieder. Die Ranglisten betreffen jedoch nur die Lebensqualität für Menschen. Damit es auch tierischen Bewohnern besser gehen möge, dafür engagiert sich der Zoo Zürich regelmässig mit kleineren und grösseren Projekten.
Am kommenden Wochenende wird ein weiterer Meilenstein der Öffentlichkeit übergeben, nachdem die eigentlichen Bewohner sich bereits an ihr neues Zuhause gewöhnt haben: Der neue Elefantenpark Kaeng Krachan wird eröffnet. Es ist nach der 2003 eröffneten Masoala-Halle von Gautschi Storrer Architekten ein weiterer bedeutender Baustein im Gefüge des Zoos. Zugleich zeugt der Elefantenpark von der konsequenten Weiterführung der Idee, die Tiere so weit als möglich in ihrem natürlichen Habitat zu zeigen, weitgehend ohne menschlichen Einfluss auf die Tiere und ihren Alltag.
Sichtlich zufriedene Bewohner der neuen Anlage. (Bild © Zoo Zürich)
Während sich das Präsentationskonzept der beiden neuesten Hallen ähnelt, ist die Architektur komplett verschieden. Gliedert sich die Masoalahalle in die eigentliche Halle und den Kopfbau, in dem die Restauration, Shops und weitere Nebenräume untergebracht sind, vereint der Entwurf von Markus Schietsch Architekten alles unter einem Dach. Formal an das Dickicht tropischer Baumkronen angelehnt, spannt sich die rund 90cm mächtige Holzkuppel stützenfrei über die gesamte Innenanlage. 271 in Geometrie und Grösse unterschiedliche Oblichter lassen das Tageslicht spielerisch ins Innere dringen, wo es weiter durch die Pflanzen dringt. Bereits jetzt lässt sich das Zusammenspiel von allegorischen und echten Blättern erleben. Dieser Eindruck wird sich bestimmt weiter verstärken, wenn die noch jungen Pflanzen weiter gewachsen sind. Das Gehege im Inneren wird durch eine sehr grosszügige Aussenanlage ergänzt, deren Zusammenhang auch in der Wahl der Bepflanzung zum Ausdruck kommt. Ebenso wurde der nahe Wald des Zürichbergs in die Konzeption einbezogen, so dass lokale und exotische Pflanzenwelten ineinander verwoben sind. In der Komposition der gesamten Anlage nimmt sich das immense Hallendach sehr bescheiden aus. Die äussere Holzschale, die bereits silbern schimmert, ist dank ihrer Grösse schon von Weitem zu sehen. Die charakteristischen Oblichter könnten schon bald ein eigenständiges Merkmal des neuen Elefantenhauses sein, dessen Wiedererkennungswert sehr hoch ist. Im Inneren ist das Architekturerlebnis etwas eingeschränkt durch die verschiedenen Einbauten für Restaurant und Events, doch der sehr schöne Gesamteindruck und die sichtlich zufriedenen Tiere, die man sogar beim Schwimmen und Tauchen beobachten kann, lassen die kommerziellen Zwänge rasch in den Hintergrund treten.