Eingepasst

Elias Baumgarten
7. October 2019
Frisch in Betrieb genommen: der neue Stützpunkt für den Unterhalt der Berninapassstrasse. (Foto © Hochbauamt Graubünden)

Der Berninapass, auf 2328 Metern Seehöhe gelegen, verbindet das Oberengadin mit Puschlav. Bis in die 1960er-Jahre hinein blieb die Strasse des Winters aufgrund der oft extremen Witterungslagen und Schneeverhältnisse geschlossen. Doch seit 1965 wird der Pass das ganze Jahr über für den Verkehr offengehalten; seit 2007 ist dafür – wie überhaupt für den Unterhalt der Strasse – der Kanton Graubünden verantwortlich. Um diese Aufgabe auch künftig gut zu meistern, benötigte man neue, zeitgemässe Räumlichkeiten, um Material zu lagern, Fahrzeuge einzustellen und Personal zu postieren. Im Jahr 2016 wurde ein Architekturwettbewerb um die Gestaltung abgehalten. Gewonnen hat ihn das Büro Bearth & Deplazes. Gegen 6 starke Konkurrent*innen setzten sich die Architekten aus Chur damals durch. Sie wussten die Jury mit einem bogenförmigen Bau zu überzeugen, der durch einen freistehenden Siloturm ergänzt werden sollte. Besonderes Lob erhielten sie seinerzeit für ihre intensive Auseinandersetzung mit der hochalpinen Landschaft und die effiziente Ausnutzung der Geländekammer, die als Bauplatz vorgesehen war: Nur minim musste Fels für ihr Projekt abgetragen werden, auch Aushubarbeiten waren kaum nötig. Architektonisch beeindruckten indes die starken geometrischen Formen des vorgeschlagenen Baus.

Die Anlage wurde überschüttet. Zu sehen sind nur die charakteristische Fassadenwand und der Siloturm. (Foto © Hochbauamt Graubünden)
Im Siloturm; obenauf befindet sich eine Camera Obscura als Attraktion für Tourist*innen. (Foto © Hochbauamt Graubünden)
Qualitätsvoll und leistungsstark

Nachdem die Planungen 2017 fleissig vorangetrieben worden waren, konnte 2018 der Grundstein für die Anlage gelegt werden. Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen, und am 2. Oktober dieses Jahres wurde der Bau offiziell eingeweiht. Am letzten Samstag, dem 5. Oktober, fand ausserdem ein Tag der offenen Tür statt, an dem das Tiefbauamt den Neubau der Bevölkerung präsentierte. Lager, Tankanlage, Unterkünfte, Einstellhallen und Aufenthaltsräume befinden sich hinter der kraftvoll geschwungenen Fassadenwand aus Sichtbeton. Sie fächern sich radial auf und wurden mit Erde überdeckt. Durch diese Überschüttung wurde die prägnante Topografie des Bauplatzes wiederhergestellt. Planung und Bauarbeiten wurden umwelt- und bodenkundlich begleitet, das Grundstück hernach sorgfältig renaturiert. Der erwähnte Siloturm fasst über 400 Kubikmeter Streusalz und Splitt. Und ganz oben wartet eine besondere Attraktion: eine Camera Obscura. Während der Sommermonate können Tourist*innen in dem zylindrischen Raum ein Abbild der Berninagruppe bewundern. Finanziert wurde diese Besonderheit durch Gelder von privaten und öffentlichen Institutionen. So bietet der formstarke Zweckbau der Allgemeinheit einen zusätzlichen Mehrwert.

Foto © Hochbauamt Graubünden
Foto © Hochbauamt Graubünden

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