Laute und leise Töne
Eine ehemalige Kapelle wurde in eine Musikschule transformiert. Dabei webt ein polygonaler Anbau das Vorhandene weiter, akzentuiert es neu und verhilft so zu frischem Leben und Ausdruck.
Angrenzend an die Schulanlage Kronenwiese hat eine Kapelle aus dem Jahre 1900 ein neues Gesicht erhalten. Bereits 1905 in einen Kindergarten transformiert, erfuhr das Gotteshaus über die letzten 120 Jahre ein Konglomerat von An- und Umbauten. Diese hingen wie Trauben an der Westfassade und verliehen ihm einen äusserst profanen Ausdruck. Ebenso liessen der einst hohe Kapellraum – der 1929 einem Zwischengeschoss zum Opfer fiel – wie auch die gekappten Rundbogenfenster längst keine sakrale Stimmung mehr aufkommen. Mittels Wettbewerbs wurde ein Architekturpartner gesucht, um die örtliche Musikschule künftig unter einem Dach zu vereinen.
Züst Gübeli Gambetti ersann ein sinnfälliges Sanierungskonzept, das das alte Gemäuer in ein neues Nutzungszeitalter überführt und Bezüge zur Geschichte herstellt. Dabei antworteten sie mit einem Annexbau, der sich im heterogenen Umfeld changierend verhält und als «Pförtner» denSchleichweg zum nahen Schulhaus legitimiert. Durch seine ausgreifende Geste und die funktionale Zuordnung des Eingangs ist er nun klar ein Ort des Ankommens. Er nimmt Foyer, Erschliessung, Sanitärräume sowie Schulleiter- und Lehrerzimmer in sich auf. Zugleich bleibt er von aussen über seine Materialisation und Dachfläche eng mit dem Altbau verwoben.
Innen setzt sich die starke Geometrie fort, woraus sich teils frappierende Details ergeben: Die Räume im Obergeschoss erreicht man über eine skulptural inszenierte Treppe. Dreh- und Angelpunkt ist ein zentraler Raum, um den sich das Unterrichtsleben kaleidoskopisch dreht. Trotz gewisser Dramatik wirken die sechs Kabinette intim – ihre Dachschrägen und schiefzulaufenden Wände sind der Akustikverbesserung geschuldet und haben etwas Beschützendes. Herzstück der einstigen Kapelle bleibt der von Bausünden befreite Musiksaal im Erdgeschoss, wo rekonstruierte Rundbogenfenster, neue Deckengewölbe, Holztäfer sowie raumhohe Vorhänge eine wohnlich-heitere Atmosphäre versprühen. (mc)
Musikschule
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- Kilchbergstrasse 9, 8134 Adliswil
- Jahr
- 2023
- Bauherrschaft
- Stadt Adliswil
- Team
- Baumanagement CAAB GmbH, Landschaft Singenberger AG, Statik K2S Bauingenieure AG, Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Elektro / HLKS 3-Plan Haustechnik AG, Beleuchtung Neuco AG