© Rolf Siegenthaler
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Sanierung Wohnhaus ­Zähringerstrasse

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Standort
Bern
Jahr
2018
Bauherrschaft
Immobilien Stadt Bern

Ein Gebäude aus den 1870-er Jahren wurde lange Zeit als Altersheim genutzt und in den 1960-er Jahren seinem historischen Charme beraubt. Die Rückführung in ein Wohnhaus nutzten wir, um mit viel Forschungsarbeit, mit Erhalt und Rekonstruktion von Bauteilen und mit neuen Elementen wie der Sichtbeton-Veranda fünf unterschiedliche Wohnungen zu realisieren, welche von früher und von heute erzählen.

Die vier Reihenmehrfamilienhäuser «Mon Repos» wurden 1875–1877 durch den Berner Baumeister Friedrich Kern erstellt und gehören zu den bedeutendsten Beispielen dieses Bautyps im Länggassquartier. Das Wohnhaus an der Zähringerstrasse 22 wurde in den 1960-er Jahren in ein Altersheim umgebaut, die Verandaterrasse musste einem eingeschossigen Anbau für die Produktionsküche und dem Essraum weichen. 2012 sanierten wir Fassade und Dach, wichtige bauhistorische Erkenntnisse zu Materialität und Farbigkeit wurden ermittelt und wieder hergestellt. Aufgrund sich veränderter Anforderungen wechselte kurz darauf der Betreiber Domicil Bern den Standort und wir erhielten den Auftrag für die Rückführung zu einem Wohnhaus.

Auf Basis historischer Pläne rekonstruierten wir die ursprüngliche Grundrisstypologie: Auf der Eingangsseite waren Nasszelle und Küche angeordnet, gegen die repräsentative Südseite die Wohn-, Arbeits- und Schlafräume. Wir wollten das Gebäude in seine ursprüngliche Struktur zurückzuführen. Der Küchenanbau sowie kleinteilige Einbauten entfernten wir. Mit einer sorgfältigen Spurensuche fügten wir historische Fragmente zusammen und es zeigte sich immer deutlicher ein Gesamtbild des einstigen Zustandes. Die Eingriffe in den drei Wohngeschossen ordnen sich in die historische Architektursprache ein, neue Raumsequenzen werden analog den Bestehenden miteinander verbunden. Bestehende Bauteile wurden repariert und weiterverwendet oder mit handwerklicher Raffinesse wieder hergestellt. Das grossräumige Dachgeschoss gewährte ideale Voraussetzungen für den Einbau von zwei kleineren Wohnungen. Die Eingriffe heben sich deutlich vom Ursprünglichen ab, schaffen aber mit dem sichtbaren Gebälk den historischen Bezug.

Die nordseitige Erdgeschossfassade wurde rekonstruiert und in beeindruckender handwerklicher Präzision wiederhergestellt. Einzelne Bauteile aus dem Lager der Denkmalpflege vervollständigen das Gebäude in seiner historischen Erscheinung. In Analogie an die ursprüngliche Verandaterrasse entstand auf den Grundmauern des erhaltenen Natursteinsockels eine zweigeschossige Veranda in Sichtbeton. Stützen, Träger und Füllungen sind differenziert zueinander versetzt und vor Ort vergossen. Die Farbigkeit und Oberflächenstruktur stellt eine leise Referenz an die vorgefundenen Sandsteinelemente des Gebäudes dar.

Verschiedene Holz- und Verlegearten von historischen und rekonstruierten Parkettböden und ein durchlaufender Fussladen führen zu einer atmosphärischen Raumstimmung. In Anlehnung an die teilweise vorgefundenen, sechseckigen Zementplatten wurde in den Nassräumen der neue Boden verlegt. Diverse Schichten von Tapeten zeugten wie Jahrringe von mehrfachen Sanierungen und wurden bis auf die Grundstruktur zurückgebaut. Hinter nachträglich eingebauten Schränken fanden wir aufschlussreiche Erkenntnisse zur ursprünglichen Farbigkeit. In Zusammenarbeit mit Denkmalpflege und Restaurator erstellten wir so ein durchgängiges Farbkonzept. Neue Einbauten reihen sich in diese Farbigkeit ein, heben sich aber durch ihre Gestaltung differenziert ab.

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