Residenz Adele
Zurück zur Projektliste- Standort
- Wien, Österreich
- Jahr
- 2020
- Bauherrschaft
- Residenz Adele Eins GmbH
- Architekt
- Delugan Meissl Associated Architects gemeinsam mit Ganahl Ifsits Architekten, Wien
- Generalkonsulent
- Vasko+Partner Ingenieure, Wien
- Generalunternehmer
- Habau Hoch- und Tiefbauges. mbH, Perg
Fünf Gebäudetypen, ein Wohnbau – so lautet die Entwurfsidee für die Residenz Adele im Sonnwendviertel südlich des Wiener Hauptbahnhofs. Durch die privilegierte Lage am Helmut-Zilk-Park war den Planern die Nutzung des Außenraums für die 284 Wohneinheiten sehr wichtig. Jede Wohnung erhielt einen Balkon, eine Loggia oder Terrasse, was in Wien immer noch als besonderes „Zuckerl“ gilt. Spezielles Highlight: Balkone, die weit übers Eck auskragen und so einen umfassenden Ausblick bieten. Die statische Lösung waren im Fertigteilwerk hergestellte 3D-Balkon-Brüstungskonstruktionen, die auf diese Weise nur mit dem Schöck Isokorb realisiert werden konnten.
Südlich des Wiener Hauptbahnhofs entsteht das Sonnwendviertel, ein aufstrebendes, rund 34 Hektar großes Stadtviertel, das mit Abschluss im Jahr 2021 rund 5.000 Wohnungen, zahlreiche Arbeitsplätze und Naherholungsmöglichkeiten im Helmut-Zilk-Park bietet. Auf dem Areal wurde das 8.470 Quadratmeter große und äußerst familienfreundliche Wohnprojekt Adele mit 284 freifinanzierten Mietwohnungen realisiert. Die Architektur stammt von Delugan Meissl Associated Architects und Ganahl Ifsits Architekten. Vasko+Partner ist als Generalkonsulent für alle restlichen Planungsleistungen verantwortlich.
Mit der Residenz Adele entstand in Wien an der verkehrsberuhigten Bloch-Bauer-Promenade ein hochwertiges, aber leistbares Wohnareal. Fünf Gebäude gruppieren sich um die hauseigene Parkanlage und bilden eigene Adressen, sind aber straßenseitig durch eine Sockelzone miteinander verbunden. Drei der Gebäude grenzen an die Bloch-Bauer-Promenade und überragen den Gehsteig um zwei Meter, wodurch im Erdgeschoß ein Laubengang und damit eine witterungsgeschützte Zone entsteht. Die Sockelzone hebt sich nicht nur statisch, sondern auch optisch durch grün-braune Klinkerplättchen von der hellen Fassadengestaltung ab. Im Erdgeschoßbereich der Sockelzone sind ein zweigeschoßiger Kindergarten und ein Lebensmittelgeschäft untergebracht. Das mit 35 Metern höchste Gebäude ist parallel zum Helmut-Zilk-Park angegliedert und bietet einen weitschweifenden Parkblick.
Dietmar Feistel von Delugan Meissl Associated Architects erklärt: „Der Bezug zum Außenraum war uns sehr wichtig. Alle Wohnungen verfügen über Freiflächen wie Balkone, Terrassen oder Gärten. Speziell die Eckbalkone fallen besonders auf, da sie über die Gebäudekante hinausgehen und damit sehr weit auskragen. Wir wollten die privilegierte Parklage nutzen und mit den auskragenden Balkonen den Bewohnern einen schönen Rundumblick bieten.“ Raumhohe, schmale französische Fenster, die formal mit der Blechverkleidung verbunden sind, betonen vertikal die Fassade, unterschiedliche Fensterkoppelungen erzeugen Lebendigkeit. Eine offene Gliederung der Baukörper schafft attraktive Ecksituationen, die eine gute Besonnung und Belüftung der Wohnungen gewährleisten und zugleich störende Einsichten vermeiden.
Beim Wohnprojekt Adele legte der Bauherr großen Wert auf qualitatives Wohnen. Dazu gehören insbesondere großflächige Balkone, die von den Bewohnern universell genützt werden können. Der Standard-Balkon an den Gebäuden, parallel zur Fassade, hat eine Auskragung von 2,40 Metern und ist 2,60 bis 4,70 Meter lang. Das höchste der fünf Gebäude hat mit der Ausrichtung zum Helmut-Zilk-Park eine besonders schöne Aussicht, welche durch die lang auskragenden Eckbalkone noch zusätzlich unterstützt wird. „Das war für die Tragwerksplanung eine Herausforderung, ein auskragender Balkon ist statisch relativ einfach zu lösen, bei dieser Auskragung um die Ecke summieren sich jedoch die Lasten in zwei Richtungen“, erläutert Manuel Hajek, Projektleiter von Vasko+Partner. Die Auskragung beträgt lotrecht zur Fassade 2,40 Meter. Die Breite inklusive Überstand der zweiten Richtung vom Eck weg hat immerhin eine Gesamtlänge von 5,35 Meter.
Die Lastenaufteilung lösten die Statiker, indem die Brüstung mit Balkon in einem Stück als 3D-Fertigteil angefertigt wurde: Das Fertigteil besteht aus der Balkonplatte und einer massiven 1,50 Meter hohen Brüstung. Diese wirkt zusätzlich als Überzug und trägt die Balkonplatte in die zweite Richtung mit. Für die großen seitlichen Überstände wurde der Schöck Isokorb T Typ W, ein tragendes Wärmedämmelement mit 80 Millimetern Dämmkörperdicke für auskragende Wandscheiben, genutzt. Das Element überträgt negative Momente und positive Querkräfte. Zusätzlich werden horizontale Kräfte übernommen. Manuel Hajek erläutert: „Das Element kann modular, voneinander unabhängig eingebaut werden, damit ist der Typ W in der Höhe sehr variabel. Wir haben hier das Maß für 1,50 Meter, bezogen auf Brüstung und Plattenstärke, genutzt und es wären sogar bis zu 3,50 Meter möglich. Für uns war dies die einzige Lösung, die alle Anforderungen erfüllte, und mit der wir die Balkone wie geplant realisieren konnten.“
Die Errichtung der normalauskragenden Balkone erfolgte ebenfalls als Fertigteil. Eine Kombination aus dem Schöck Isokorb XT Typ A für Attiken und Brüstungen und dem Isokorb XT Typ K mit Drucklager HTE-Compact und 120 Millimetern Dämmkörperdicke, kamen dabei als tragendes Wärmedämmelement zum Einsatz. „Das hat in der Kombination Druck und Zug sehr gut funktioniert. Mit Abstimmung der technischen Abteilung von Schöck, die uns bei der Berechnung unterstützt hat, war das für diese Größenordnung die technisch optimale und zugleich kostengünstigste Lösung“, so Manuel Hajek.
Mit elf Hauptgeschoßen und 35 Metern Höhe stellt das höchste Gebäude des Wohnareals besondere Anforderungen an den Brandschutz. Der Brandüberschlag kann durch gewisse Mindestmaße an nicht brennbaren Bauteilen, die zwischen den Fenstern vorgesehen sind, verhindert werden. Das bedeutet: Der Sturz des unteren Fensters und die Brüstung des oberen Fensters müssen mindestens 1,20 Meter für den vertikalen und horizontalen Brandüberschlag vorweisen. Da die Auskragungen der Balkone 2,20 Meter betragen, ist hier der Brandüberschlag über die Balkonplatte vollständig abgedeckt. Neben der Standardvariante in R0 erfüllt der Isokorb in der Ausführung mit Feuerwiderstandsklasse REI120 die Brandschutzanforderungen auf höchstem Standard. Zusätzlich ist das Haus mit einer Fassaden-Sprinkleranlage und einem Fahrstuhl, der auch im Brandfall genutzt werden kann, ausgestattet.
Ein besonderes Augenmerk fällt auf die Balkone entlang der Bloch-Bauer-Promenade, die als kleine Brücken konzipiert und von Gebäude zu Gebäude gespannt sind. Diese insgesamt sechs Brücken sind jeweils zweigeteilt, wobei ein Teil von der linken und der andere von der rechten Wohnung genutzt werden kann. Der Clou: Sie bieten gleichzeitig den Blick in den Innenhof und auf die Promenade. Die Balkonplatten wurden daher seitlich an die Fassade mit dem Schöck Isokorb T Typ Q angeschlossen, der für eine thermische Trennung sorgt. In der Mitte der Balkone sorgt eine raumhohe Trennwand für Privatsphäre und statische Sicherheit. Da diese Wand jedoch kalt ist, würde dies auf der Decke darunter wie eine Kühlrippe wirken und könnte ohne thermische Trennung schnell zu Kondenswasser und Schimmelbildung führen.
Zur Abtragung der Lasten von vier Geschoßen an dieser Trennwandstelle sorgt Schöck Sconnex Typ W. „Der Sconnex Typ W ist ein isolierender und vom OIB zugelassener Wandanschluss von Stahlbetonwänden. Vereinfacht umschrieben ist Sconnex Typ W vom Grundprinzip ein verstärkter Attikakorb mit einem Drucklager aus einem ultrahochfesten Faserbeton, der dadurch auf einen minimalen Querschnitt reduziert wird und trotzdem diese hohen Lasten aufnehmen kann“, erklärt Jernej Standeker, Produktmanager bei Schöck. Selbst bei höchsten Energiestandards ermöglicht Sconnex Typ W komplexe Gebäudegeometrien ohne komplizierte, bauphysikalisch optimierte Konstruktionsdetails mit Zusatzdämmung.
Um Verformungen aufgrund von Schwingungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, Baukörper in dieser Größenordnung zumindest ab Decke über Keller technisch zu trennen, damit diese unabhängig schwingen und sich so kontrolliert verformen können. Deswegen haben die Statiker im Sockelbereich, wo keine konstruktionsbedingte Trennung vorlag, mit Dehnfugen gearbeitet und die Decken mit Schubdornen verbunden. In diesem Bereich waren die Fassadenwände teilweise als Wandscheibe ausgebildet, auf die hohe Lasten wirken. Die Lasten wurden hier mit Schöck Schwerlastdornen vom Typ SLD abgetragen.
Das Wohnareal Adele bereichert das Sonnwendviertel durch familienfreundliche Gemeinschafts- und Grünflächen und eine Infrastruktur mit Kindergarten, Supermarkt und vielen Spielmöglichkeiten für Kinder. Großzügig gestaltete Gärten und Balkone bieten viel privaten Freiraum. Für die thermische Entkopplung und Befestigung der weit auskragenden 3D-Balkon-Brüstungskonstruktionen sorgen die verschiedenen Typen des Schöck Isokorb.