Bretter vor dem Kopf
- Autor:
- Inge Beckel
- Veröffentlicht am
- Feb. 27, 2014
Lärmschutzwände sind die trostlose Kulisse fortgeschrittener Bahntechnik, meinte Bernd Noack in der NZZ vom letzten Montag. Schauen wir aus den Waggonfenstern, gleichgültig ob zwischen München und Nürnberg, im Rheintal oder im Schweizer Mittelland – uns ist die Sicht versperrt. Moderne Trostlosigkeit zeigt sich über weite Strecken in Form grauer Betonflächen, grün oder beige angestrichener Metallplatten, mit Graffiti verzierter Wallanlagen. Zum Glück hat die moderne Zugreisende ihren Laptop dabei – zu tun gibts ja alleweil genug.
Bevor der Reisende jedoch reif gewesen sei für den, wie Noack weiter ausführt, «panoramatischen Blick» aus dem Abteilfenster, und nachdem er seine anfänglichen Ängste überwunden hatte und sich widerwillig befördern liess, war ihm die plötzlich so rasche Abfolge der Seheindrücke höchst suspekt. Es habe eine ganze Weile gedauert, bis sich die Fahrgäste an die neue Art der Fortbewegung gewöhnt hätten. Allmählich aber sei der neuartigen Reizüberflutung während einer rasanten Eisenbahnreise doch mehr Reiz abgewonnen worden, und das Gefühl war gewichen, in einem visuellen Tohuwabohu zu ertrinken. Doch heute ist dieses Tohuwabohu meist wieder verschwunden, und damit vorbei die Zeiten, als ein Autor namens Alfred Polgar schreiben konnte: «Gedankenlos denkt er. Sein Geist, von den vorbeieilenden Erscheinungen geritzt, antwortet auf die Ritzung, man kann auch sagen: Reizung, durch leichte Klopftöne, der Mensch gerät in jenen Zustand, den die Erzähler ‹sinnend› nennen.» Doch eben: Heute sind Reisende längst Pendler, die auch schöne Aussichten nicht vom Blick in die (Gratis-) Zeitung und ins Smartphone abzuhalten vermögen. Noacks amüsanten und lesenswerten Beitrag gibt es auch online. ib
Bevor der Reisende jedoch reif gewesen sei für den, wie Noack weiter ausführt, «panoramatischen Blick» aus dem Abteilfenster, und nachdem er seine anfänglichen Ängste überwunden hatte und sich widerwillig befördern liess, war ihm die plötzlich so rasche Abfolge der Seheindrücke höchst suspekt. Es habe eine ganze Weile gedauert, bis sich die Fahrgäste an die neue Art der Fortbewegung gewöhnt hätten. Allmählich aber sei der neuartigen Reizüberflutung während einer rasanten Eisenbahnreise doch mehr Reiz abgewonnen worden, und das Gefühl war gewichen, in einem visuellen Tohuwabohu zu ertrinken. Doch heute ist dieses Tohuwabohu meist wieder verschwunden, und damit vorbei die Zeiten, als ein Autor namens Alfred Polgar schreiben konnte: «Gedankenlos denkt er. Sein Geist, von den vorbeieilenden Erscheinungen geritzt, antwortet auf die Ritzung, man kann auch sagen: Reizung, durch leichte Klopftöne, der Mensch gerät in jenen Zustand, den die Erzähler ‹sinnend› nennen.» Doch eben: Heute sind Reisende längst Pendler, die auch schöne Aussichten nicht vom Blick in die (Gratis-) Zeitung und ins Smartphone abzuhalten vermögen. Noacks amüsanten und lesenswerten Beitrag gibt es auch online. ib