Siedlung für Studierende
Die Zeiten der chaotischen WGs der Achtundsechziger sind ebenso vorbei wie die der anonymen Studentenhäuser mit endlosen Korridoren. Zwar wohnen Studenten heute immer noch in Wohngemeinschaften, doch sie bevorzugen Einheiten mit zwei bis fünf Bewohnern. Gestiegen sind dagegen die Komfort-Ansprüche: Das eigene Zimmer soll viel Privatsphäre bieten und das Badezimmer will man sich mit möglichst wenigen Mitbewohnern teilen. Das zeigen Untersuchungen, die die <Stiftung für Studentisches Wohnen in Zürich> Ende der Neunzigerjahre durchgeführt hat. Mit über 700 Zimmern in neun Liegenschaften ist sie die grösste Eigentümerin studentischen Wohnraumes in der Stadt.
Fotos: Alexander Gempeler
Die Untersuchungsergebnisse flossen in das Programm des zweistufigen Wettbewerbes für die neue Studentensiedlung Bülachhof ein, den die Stiftung 1999 ausrichtete. Mitmachen durften neben drei eingeladenen Büros nur junge Architekten, deren Studienabschluss maximal sechs Jahre zurücklag. Mit dem Berner Marc Langenegger machte denn auch einer der Jungen das Rennen. Drei Jahre später folgte der Spatenstich und auf den Beginn des Studienjahrs 2003/04 zogen die ersten Studenten ein.
Rechts: Der Gemeinschaftsbereich jeder Wohnung ist gegen den Laubengang orientiert.
Eine der grössten Herausforderungen für die Planer war die Platzierung der Bauten. Die fast dreieckige Form der Parzelle, eingeklemmt zwischen der umliegenden Bebauung und der Bülachstrasse, lieferte ebenso wenig einen Anhaltspunkt wie die heterogene Struktur des Quartiers. Marc Langenegger hat einen Ausweg gefunden und die Längsachsen der daneben stehenden Studentensiedlung <Netzwerk> weitergeführt. So entstanden drei langgezogene, viergeschossige Wohnhäuser mit je einem Attikageschoss. Durch ihre längs gegeneinander verschobene Anordnung sind sie mit dem <Netzwerk> verzahnt und fassen einen Hofraum zwischen der alten und der neuer Siedlung.
Die drei Baukörper beherbergen 222 Zimmer. Zwei Drittel davon bilden Vierer-Wohngemeinschaften, ein Drittel sind Zweizimmerwohnungen. Treppenhäuser und Lifte am hofseitigen Kopf erschliessen die Gebäude, die horizontale Verteilung erfolgt über Laubengänge. Nischen im Bereich der Eingänge zu den Wohngemeinschaften bilden mit den Laubengängen die Balkonzone. Den Mix aus Erschliessung und privatem Aussenraum hat der Architekt bewusst gewählt. Er sorgt für Kommunikation, bietet aber auch die gewünschte Privatsphäre: Die 15 Quadratmeter grossen Zimmer liegen auf der dem Laubengang abgewandten Seite und die in der Wohnungsmitte angeordneten Sanitärzellen mit Dusche und WC sorgen für eine Trennung zwischen Zimmern und Gemeinschaftsräumen. Gelungen sind nicht nur die Positionierung der Bauten und die Grundrisslösung, sondern auch die Materialisierung und die sorgfältige Detailgestaltung. Die Studierenden wohnen in einem Anschauungsbeispiel für gute Architektur. Reto Westermann
Siedlung für Studierende
2004
Bülachhof 1–3
Zürich
Bauherrschaft
Stiftung für
Studentisches Wohnen
Zürich
Architektur
und Generalplanung
Marc Langenegger
Bern
Mitarbeit Ausführungsplanung
Brügger Architekten
Spiez
Bauingenieur
Tschopp + Kohler Ingenieure
Bern
Ausführung
Allreal Generalunternehmung
Zürich
Auftragsart
Zweistufiger
Projektwettbewerb
Gesamtkosten
ca. CHF 19,0 Mio.
Baukosten (BKP 2)
CHF 16,6 Mio.