Forum Chriesbach
Als Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs hatte die
Eawag hohe Nachhaltigkeits-Ansprüche an ihr neues Verwaltungs- und Forschungsgebäude in Dübendorf. Der Architekt Bob Gysin und sein Team haben dem Institut ein Hightech-Ökohaus für 120 Arbeitsplätze gebaut, das keinen Birkenstock-Sandalen-Duft verströmt. Der rundherum mit stramm ausgerichteten blauen Glaslamellen eingefasste Bau liegt am Rand des Hallenensembles der Empa im Niemandsland zwischen Auto-, S-Bahn und Möbelhäusern. Die bedruckten Gläser sind zwischen die Fluchtbalkone eingespannt. Im Winter stehen sie offen, sodass das Haus passiv die Strahlungsenergie nutzen kann, im Sommer sind sie geschlossen und werden zu Schattenspendern.
Fotos: Roger Frei
Da man von aussen nichts über das Innere erfährt, ist beim Eintritt die
Überraschung gross: Es empfängt einen ein riesiges fünfgeschossiges
Atrium. Es ist der kommunikative und haustechnische Kern des Gebäudes.
Kommunikativ, weil es auch Ausstellungsraum ist und drumherum über
alle Geschosse grosszügige Galerien mit offenen Besprechungs- und
Arbeitsplätzen laufen. Haustechnisch, weil das Atrium Klimapuffer,
unbeheizte Kühlzone sowie Licht- und Entlüftungskamin ist. Die
automatischen Luken im Doppeldach unterstützen die Nachtauskühlung und
Querlüftung. Die versetzte Anordnung der Sitzungszimmer bricht die
Monumentalität des Luftraums. Nur der Vortragssaal, die Bibliothek, die
Mediathek, die Seminarräume sowie einige wenige Büros auf der Nordseite
sind nicht zweiseitig belichtet. Die meisten haustechnischen Anlagen
sind offen geführt. Das hat zwar einen aufgeregten Materialmix zur
Folge, doch so bleiben die Installationen jederzeit für die Wartung
zugänglich.
Das Forum Chriesbach ist ein ‹Nullenergiehaus›. Nur das
Personalrestaurant, die gemeinsam mit der Empa genutzte Bibliothek
sowie der Empfang haben – für den Notfall – eine herkömmliche Heizung.
Für die restlichen Räume reicht die Wärme der Mitarbeiter, der
Computer, der Lampen sowie der Sonne für eine angenehme Raumtemperatur.
Es hilft dabei die kontrollierte Lüftung: Die Zuluft wird im Sommer
durch das Erdregister abgekühlt und im Winter vorgewärmt. Dank dieser
und weiterer technischer Massnahmen soll das Forum nur rund 50 MJ/m²a
verbrauchen und den Minergie-P-Standard um rund 40 MJ/m²a
unterschreiten. Mit ihrem Haus statuiert die Eawag ein Exempel im
nachhaltigen und energiesparenden Bauen. Trotzdem sei die Frage
erlaubt, ob ein Haus für 120 Arbeitsplätze mit einer
Energiebezugsfläche von 11 000 Quadratmetern und einer Nutzfläche von
8400 Quadratmetern zu den effizientesten Raumnutzern gehört. HÖ
Forum Chriesbach
2005
Überlandstrasse 133
Dübendorf
Bauherrschaft
Eawag und Empa
Architektur
Bob Gysin und Partner
Zürich
Generalunternehmer
Implenia
Dietlikon
Haustechnik
3-Plan
Winterthur
Fassadenbau
Mebatech
Baden
Bauphysik/Akustik
Kopitsis
Wohlen
Ökologie/Nachhaltigkeit
Hansruedi Preisig
Zürich
Auftragsart
Studienauftrag
2002
Gesamtkosten
(BKP 1–8)
CHF 32,7 Mio.
Tag der offenen Tür
2. September 2006
Eine 64-seitige Baumonografie
behandelt ausführlich die
technischen Aspekte.
Bezug: admin@bgp.ch
CHF 40.– plus Versandkosten