Aus dem Soussol
Fotos: Dominique Uldry
1991 wollte die Landesregierung die Platznot im Bundeshaus mit einem Befreiungsschlag lösen. Man erinnert sich noch an Mario Bottas spektakuläres Projekt. Doch die Brötchen werden in der Schweiz kleiner gebacken als geplant: Zuerst baute man das Kellergeschoss zu Arbeitsplätzen für Parlamentarier aus und 2001 entschied das Parlament, die Medienleute aus dem Haus auszuquartieren, um für sich selbst mehr Platz zu schaffen. Die Medien sollten ganz in der Nähe untergebracht werden, und zwar in den Häusern Bundesgasse 8 – 12, wo bis vor Kurzem das SECO logierte. Doch die drei Häuser, 1863 – 65 als Wohnhäuser erbaut und später zu Bürobauten umfunktioniert, sind teilweise geschützt. Wie bringt man darin einen Saal für Pressekonferenzen und ein grosses Fernsehstudio unter? Schon das Wettbewerbsprogramm empfahl 2002, diese anspruchsvollen Räume unter die Gebäude zu bauen.
Das Architekturbüro IAAG aus Bern erfüllte die Aufgabe am besten. Zuerst war jedoch das Können der Ingenieure gefragt: Die drei Häuser mussten abgefangen werden, um überhaupt 14 Meter in die Tiefe graben zu können. Im neuen Hohlraum platzierten die Architekten nebeneinander den Konferenzsaal, das Foyer, den Regieraum und das Fernsehstudio. Die riesigen Glaswände schaffen Grossräumigkeit, nichts erinnert an Kellerräume. Querblicke durch den Regieraum vermitteln einen Eindruck, wie die Bilder bearbeitet werden, bevor sie in unsere Wohnstuben flimmern. Der Abstieg auf der luftigen Treppe in diese fantastische Medienkaverne oder die Fahrt im Glaslift hinab zum Foyer sind ein räumliches Erlebnis, das auch die Kameraleute entdeckt haben: Sie filmen mittlerweile die Bundesräte auf dem Weg zur Pressekonferenz.
Die Lichtwand im Foyer reproduziert eine angenehme Stimmung. Auf die lichtdurchlässige Folie malte der Künstler Nic Hess eine Weltkugel, auf der Ozeanwellen gegen das Matterhorn branden. Wird hier Weltbewegendes verkündet? Die Ohren auf der Akustikverkleidung des Pressekonferenzsaals geben zu verstehen, dass auch zugehört wird. Alle diese künstlerischen Eingriffe sind gleichzeitig Elemente der Architektur. Die roten und hellgrünen Teppiche sowie die blauen und orangen Fauteuils setzen prägnante Zeichen unserer Zeit.
In den Obergeschossen bewahrten die Architekten viel von der alten Bausubstanz. Alte Türen im Gang öffnen sich zu Arbeitsräumen mit Parkettböden. Doch die Räume sind ausgefüllt mit der Technik, die die Medienleute von Radio und Fernsehen zur Arbeit brauchen. Die Journalisten der Printmedien hingegen verbannte man ins Dachgeschoss, weil ihre Räume tiefere Ansprüche an die Akustik stellen. In den drei umgebauten Häusern bilden Alt und Neu starke Kontraste. Die gelben Liftwände in den Obergeschossen verweisen auf die Modernität im Untergeschoss – die moderne Schweiz verkündet sich aus dem Soussol der historischen Substanz. Robert Walker
Bundesmedienhaus Bern
2006
Bauherrschaft
Bundesamt für Bauten und Logistik
Bern
Architektur
IAAG Architekten
Bern
Statik
Marchand + Partner
Bern
Kunst am Bau
Nic Hess
Zürich
Anlagekosten
(BKP 1–9): CHF 42,45 Mio.
Gebäudekosten
(BKP 2 / m³): CHF 946.–