Alters- und Pflegeheim, Santa Rita
Den jungen Architekten Christof Bhend und Sergej Klammer ist ein schönes Erstlingswerk gelungen. Zwar haben sie schon in St. Gallen eine Orthopädiepraxis umgebaut, aber das Alters- und Pflegeheim in Ried-Brig ist ihr erstes grösseres Projekt. Nach dem Studium füllten beide zuerst ihr Portfolio bei Gigon / Guyer und nahmen später immer wieder an Wettbewerben teil. Dass es nur ein Frage der Zeit sein würde, bis ihre grosse Projekt-Produktion Erfolg haben würde, zeigte der zweite Preis im internationalen Wettbewerb für das Kunstmuseum St. Gallen. Im Wallis gewannen sie 2003 endlich einen offenen Projektwettbewerb und setzten sich gegen 39 Architekturbüros durch.
Fotos: Lucas Peters
Das einfache Konzept überrascht: Die Nutzungen sind zu Gebäudeteilen zusammengefasst, zu ‹Häusern›, wie sie die Architekten nennen. Dazwischen lädt auf den Geschossen die ‹innere Gasse› zum Flanieren ein. Die Architekten mussten einen der Glücksmomente im Dasein als Entwerfer erlebt haben, als sie merkten, wie alles passte. Wie einfach sich das Gebäude in die Situation und in den leicht fallenden Hang anpassen liess, indem die Häuser zueinander leicht verdreht platziert wurden. Wie selbstverständlich der Zugang zum Haus wirkt, weil man über einen Vorplatz das oberste Geschoss betritt und sich gleich beim Eingang auch die eher öffentlichen Nutzungen befinden.Und wie abwechslungsreich die ‹innere Gasse› durch die Verengungen, die Ausweitungen und den wechselnden Lichteinfall wurde. Die Dachschräge bewirkt übrigens im obersten Geschoss, dass beim Eingang – also bei der Kapelle und dem Speisesaal – die Räume am höchsten sind und bei den privaten Zimmertrakten am tiefsten.
Schon im Wettbewerbsprogramm schrieb die Stiftung einen engen
Kostenrahmen vor. Auch hier kam die einfache Struktur den Architekten
entgegen. Vergleiche mit anderen ähnlich grossen Altersheimen haben
gezeigt, dass die 37 Zimmer etwa 10 bis 11 Millionen Franken hätten
kosten sollen. Weil sie Glück in der Vergabe hatten, weil die Zimmer
nicht voll verglast wurden und weil die Trakte grösstenteils zweibündig
erschlossen sind, kostete das Heim schliesslich nur 8 Millionen
Franken. Während der Ausführung erwiesen sich der Entwurf als genug
robust und die zwei jungen Architekten als genug flexibel, als dass das
ständige Sparen dem Konzept etwas hätte anhaben können. Es ist damit
wohl eines der günstigsten Alters- und Pflegeheime entstanden, die in
der Schweiz in den letzten Jahren gebaut wurden. Der fromme Name Santa Rita verdankt das Heim dem Bistum. Es ist der Besitzer des Landes und hat es im Baurecht einer Stiftung abgegeben, die vor allem aus den fünf Gemeinden Eggerberg, Gondo-Zwischbergen, Ried-Brig, Simplon-Dorf und Termen besteht. Die Einweihung fand im letzten Oktober statt in Anwesenheit von Bischof Norbert Brunner, der das Heim bei dieser Gelegenheit auch gleich einsegnete. Ivo Bösch |
Alters- und Pflegeheim Santa Rita
2005
Alte Gasse
Ried-Brig
Bauherrschaft
Stiftung Alters- und Pflegeheim
Santa Rita
Ried-Brig
Architektur
bhend.klammer
Zürich
Bauleitung
Kurt Werlen
Bürcher.Albrecht
Brig
Landschaftsarchitektin
Andrea Fahrländer
Zürich
Gesamtkosten
CHF 8 Mio.