Schön belegt

Thomas Geuder
17. September 2014
In einem Autohaus sind der Verkauf, die Präsentation und Wiedererkennung der Marke per Corporate Identity sehr wichtige Parameter. Bild: Click‘n Walk

Architektur ist bekanntermassen eine sehr vielfältige Disziplin, mit einem Ziel: Am Ende muss ein Gebäude den Bedürfnissen des Bauherren entsprechen. Diese herauszuarbeiten und zu konkretisieren, ist gleichwohl Aufgabe des Architekten. Wünschenswert im Sinne der hochwertigen Gestaltung unserer gebauten Umwelt wäre selbstredend, dass jedes Haus architektonisch wohl durchdacht ist und einem allgemeinen Übereinkommen von guter Gestaltung entspricht. Die Realität allerdings zeigt uns, dass es auch anders gehen kann. Denn nicht immer muss ein Gebäude gefallen; manchmal muss es einer bestimmten Sache dienlich sein, hie und da soll es vielleicht sogar bewusst eine Anti-Architektur sein, damit andere (schönere?) Dinge in den Vordergrund gerückt werden. Die Bewertung dessen, was wirklich schön ist, liegt freilich im Auge des Betrachters.

Gleich nach dem Verlegen der Fliesen konnten die Ausstellwagen auf der Bodenfläche geparkt werden und der Verkauf beginnen. Bild: Click‘n Walk

Gebäude, die sich einfach und schnell errichten lassen müssen, um so schnell eine solide Basis für die Produktpräsentation und den Verkauf zu bieten sind zum Beispiel Showrooms und Messestände oder Laden- und Gewerberäume. Hier müssen oft schnell mehrere hundert Quadratmeter Boden verlegt werden. Normale Fliesen, die zwar stabil und dauerhaft sind, deren Verklebung jedoch erst einmal trocknen muss, bevor man sie überhaupt betreten darf, sind da ein zu kostspieliger Zeitfaktor. So war es etwa auch beim Autohaus Trachsler in Wetzikon bei Zürich. Das Corporate Identity von Mercedes Benz schrieb nicht nur die Architektur vor, sondern auch die Ausstattung des Bodens mit grauen Keramikfliesen. Der Bauherr entschied sich deswegen für das System «Click‘n Walk» des gleichnamige Herstellers aus Bern. Der Vorteil dieses Systems gegenüber herkömmlichen Fliesen: Das Fliesenmaterial – in diesem Fall Feinsteinzeug – wird industriell in ein Polyurethanbett eingegossen, das am Rand aus positiven und negativen Profilen besteht. So lassen sich die einzelnen Fliesen passgenau und kurzerhand zusammenklicken; es entsteht ein einheitliches Fugenbild. Das Ganze geschieht im Trockenbau, weswegen der Boden direkt nach Einbau begangen werden kann – Click and Walk eben. Weitere Vorteile des Systems: Durch die Profilierung auch an der Unterseite der Fliese wirkt der Boden mit einer Trittschalldämmung von knapp 18 dB, es ist schwer entflammbar nach DIN EN 13501-1:2007, witterungsbeständig und kann wegen der gewissen Flexibilität der Fugen auch auf leicht federnden und leicht rissigen Rohböden verlegt werden. Und wenn der Bodenbelag einmal ausgetauscht werden muss, lassen sich die Fliesen spurlos wieder «entklicken» und das PU lässt sich für die Entsorgung vom Fliesenmaterial einfach lösen.

Im unteren Bereich klicken die PU-Verbindungen per Nut und Feder zusammen, oben verschliesst eine Lippe zu einer gleichmässigen Fuge. Bild: Click‘n Walk

Interessant für den Architekten und Planer wird es abseits der 11 Farben aus dem Standardsortiment: Im Prinzip lassen sich bei dem System alle denkbaren Keramik- und Natursteinfliesen in die PU-Profile einarbeiten, sofern sie ein Format von ca. 30 x 30 cm und ca. 30 x 60 cm und in eine Stärke von 8,2 bis 10,4 mm besitzen. Auch die Farbe der Fugen kann individuell gewählt werden. Es scheint also vieles denkbar bei Click‘n Walk, der Kreativität des Architekten möchte der Hersteller über die Kollektion „Specials“ (fast) keine Grenzen setzen. Falls Sie sich fragen: Die Version mit dunkler, anthrazitfarbener Fliese und Fugenmaterial in gleicher Farbe finde wir in der Reaktion bereits sehr reizvoll – wahrscheinlich weil auch wir als Architekturjournalisten auf Dunkelgraues und Schwarzes stehen. Für das Autohaus Trachsler in Wetzikon musste es eben die graue Version sein. Das soll offensichtlich den idealen Hinter- bzw. Untergrund für die Autos mit Stern bilden.  tg

Die Fliesen von Click‘n Walk sind spritzwasserfest und pflegeleicht, was die Reinigung eines dicht mit Autos bestückten Showrooms eines Autohauses sehr vereinfacht. Bild: Click‘n Walk
Die Fliesen von Click‘n Walk sind spritzwasserfest und pflegeleicht, was die Reinigung eines dicht mit Autos bestückten Showrooms eines Autohauses sehr vereinfacht. Bild: Click‘n Walk
An Click‘n Walk beeindruckt vermutlich das Zusammenspiel der Materialien Feinsteinzeug und Polyurethan. Im Bild: anthrazitfarbene Fliese mit Fugenmaterial in gleicher Farbe. Bild: Thomas Geuder
Indoor- und Outdoor-Fliesen unterscheidet vor allem die Unterseite, die in zweitem Fall mit zusätzlichen Noppen versehen ist, damit eingedrungenes Wasser ungehindert abfliessen kann. Bild: Click‘n Walk
Neun der zwölf Dessigns erfüllen die Anforderungen an die Trittschallsicherheit R10 und eigenen sich daher für den Einsatz im Aussenbereich. Bild: Click‘n Walk
Projekt
Autohaus Trachsler AG
Wetzikon, CH

Architektur
Corporate Identity Mercedes-Benz

Hersteller
Click‘n Walk AG
Bern, CH

Kompetenz
Bodenverlegesystem Click‘n Walk

Bauherr
Autohaus Trachsler AG
Wetzikon, CH

Fertigstellung
2013

Fotografie
Click‘n Walk
Thomas Geuder

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