Gekonnt unaufdringlich
Thomas Geuder
23. Januar 2013
Die Ausstattung der Boutique W°TRA in Samedan in der Schweiz wurde sehr zurückhaltend gestaltet, damit die Verkaufsware optimal zur Geltung kommt. (Foto: Beat Marugg / RIBAG)
So manche Lichtquelle will man als Planer gerne einfach nur verstecken – schliesslich kommt es auf das Licht an, nicht auf die Leuchte. Es gibt aber Leuchten, die unbedingt gezeigt werden dürfen. Wie neulich gesehen im W°TRA Concept Store in der Schweizer Gemeinde Samedan.
Für Architekten wie Lichtplaner ist es nicht immer einfach, eine gute Leuchte für eine Entwurfsidee zu finden. Ganz abgesehen von dem Licht nämlich, das sie erzeugen soll, muss eine Leuchte auch ein gutes und schönes Aussehen haben – passend zum Entwurf eben. Was «gutes Design» allerdings wirklich ist, liegt am Ende wohl im Auge des Betrachters. Allzu schmerzlich jedoch wird man immer wieder daran erinnert, was Design auch sein kann: Da tummeln sich in Design-Zeitschriften und Design-Magazinen unzählige hübsch-bunte Design-Objekte, die hochgelobt und ausgezeichnet werden für ihr (man ahnt es schon) aussergewöhnliches und innovatives Design. Eine Daseinsberechtigung am Markt haben derartige Leuchten ganz bestimmt, schliesslich finden sich für sie auch Abnehmer. Das Problem an ihnen ist eben nur: Meist sind sie extrovertierte Gegenstände, die einen Raum um sich herum eigentlich nicht benötigen. Solchen Designer-Leuchten ist es im Prinzip völlig gleich, ob sie bei Hinz in der Küche, bei Kunz im Wohnzimmer oder am Stand auf der Messe hängen. Sie ziehen die volle Aufmerksamkeit auf sich, weg vom unmittelbaren Umfeld. So verwundert es auch nicht, dass in den letzten Jahren nicht wenige Designerleuchten von sogenannten «Star-Architekten» entworfen wurden. Deren Architektur steht nämlich leider allzu oft für ein ähnliches Verhältnis zwischen Objekt und Raum resp. Ort – also eigentlich für keines. Nein: Den Praxis-Test besteht eine Leuchte doch an ehesten, wenn sie vielfältig einsetzbar ist und in ganz unterschiedlichen Raumsituationen immer eine gute Figur macht.
Die Strahler TWIST mit LED-Technologie eignen sich ideal für die eher akzentuierte Beleuchtung. (Foto: Beat Marugg / RIBAG)
Otto Normalarchitekt jedenfalls ist da lieber auf der Suche nach den kleinen, aber feinen Leuchten, die weniger schreiend, dafür aber umso schöner sind, weil ihr Design durchdacht ist und sie optisch wie technologisch Spass machen. Fündig könnte Otto bei dem Leuchtenhersteller RIBAG aus Safenwil im Schweizer Kanton Aargau werden: Die Strahlerserie TWIST wurde zwar ebenfalls von einem Designer entworfen – nämlich von Daniel Kübler aus Zürich –, ist aber das glatte Gegenteil zur Star-Architekten-Designer-Variante. TWIST besteht aus zwei Teilen: Im Sockel ist das elektronische Betriebsgerät integriert. Ein filigranes Gelenk, bei dem elegant kein Kabel zu sehen ist, verbindet diesen Sockel dann mit dem eigentlichen Strahler, einer Scheibe, in der acht LEDs ein kegelförmiges Licht erzeugen, wahlweise mit einer Lichtfarbe von warmen 3000 K oder etwas neutraleren 4000 K sowie einer (für LEDs üblichen) Farbwiedergabe Ra von über 80. TWIST lässt sich um 360° horizontal drehen und um 90° vertikal schwenken. Das LED-Gehäuse besteht aus Alu-Druckguss, das Sockelgehäuse aus temperaturbeständigem Polycarbonat. Als Ausstrahlungswinkel sind 20, 30 oder 50 Grad erhältlich. Per DALI-Schnittstelle ist das Licht stufenlos dimmbar. TWIST kann als Anbau- oder Halbeinbauvariante an oder in Decke oder Wand montiert werden, oder an eine handelsübliche 3-Phasen-Stromschiene.
Ganz individuell lässt sich das Licht der Strahler auf die jeweilige Raum- und Präsentationssituation einrichten. (Foto: Beat Marugg / RIBAG)
Ganz abgesehen von diesen technischen Daten ist TWIST aber auch sauber erdacht: Beim Betrachten des Designs zweifelt man an keiner Kante, keiner Rundung und keiner Fuge. Jede Proportion scheint richtig erdacht. Und im eingebauten Zustand im Raum macht die Leuchte eine gute Figur: So haben die Lichtplaner von Futuraluce aus St. Moritz im W°TRA Concept Store in Samedan, einer kleinen Gemeinde im Kanton Graubünden, TWIST für alle Beleuchtungsaufgaben ausgewählt, bei denen Licht für die Präsentation der ausgestellten Ware benötigt wurde. Die Leuchte bringt sich angenehm in das schlichte Ambiente der Boutique ein, in der hochwertige Accessoires für die moderne Frau und modebewusste Kinderkleidung verkauft werden. Alle Leuchten werden über eine Zeitschaltuhr automatisch gesteuert: Tagsüber liefern sie genügend Licht für die Ladenbeleuchtung, abends wird die Beleuchtung reduziert – eine ideale Voraussetzung also, sich für LEDs mit einer hohen Energieeffizienz und hoher Lebensdauer zu entscheiden. Otto hingegen freut sich vor allem über das Design der wie von der Decke herabgeklappten Lichtspender mit ihren 8 Lichtpunkten, die sich nicht verstecken müssen, weil ihnen der Spagat zwischen Dasein und Zurückhaltung optisch sehr gut gelingt.
Der W°TRAG Concept Store in Samedan besitzt nicht allzu grosse Fenster, weswegen die richtige Beleuchtung für den Innenraum umso wichtiger war. (Foto: Beat Marugg / RIBAG)
Grundriss mit Beleuchtungsplanung
TWIST ist als Halbeinbau-, Anbau- und Stromschienenvariante zu haben, in den Farben Weiss und Grau métalisé.
Per Hand lässt sich die Leuchte um 360° drehen und um 90° senken.
Lichtverteilung
Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit von Ausstrahlungswinkel und Abstand
Für den Einbau des Strahlers in Beton wird die Verwendung eines Kaiser-Beton-Eingiessgehäuses Nr. 1294-00 vom Elektrofachhandel empfohlen.
Projekt W°TRA Concept Store, Samedan, CH
Hersteller-Kompetenz TWIST Strahlerserie
Lichtplanung Futuraluce, St. Moritz, CH
Ladeneinrichtung Schumann Möbelwerkstätte, Altenkirchen, D
Bauherr W°TRA Concept Store, Samedan, CH
Fertigstellung 2012
Fotonachweis Beat Marugg / RIBAG Licht AG
Projektvorschläge
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