23. Juni 2020
Foto: Green City Solutions
In Berlin wird die neuste Generation der «CityTrees» installiert: BioTech-Luftfilter mit Moos, welche die Feinstaubbelastung reduzieren und online gewartet werden können.
Vor dem «Bikini-Haus» in Berlin stehen seit Ende März 2020 sogenannte «CityTrees» – Stelen, die mit Moosen und Internet-of-Things-Technologie bestückt sind und den Feinstaub aus der Luft filtern. Hinter dem Projekt steht die Firma Green City Solutions aus Bestensee. Die Piloten in Berlin profitieren vom EU-Förderprogramm «Horizon 2020». Im Laufe des Jahres sollen weitere «CityTrees» an hochfrequentierten Strassen und Plätzen der Stadt platziert werden.
Die Staubpartikel dienen den verbauten Moosen als Nährstoffe. (Foto: Green City Solutions)
Laut der Entwickler kann der BioTech-Luftfilter die Umgebungsluft von bis zu 80 Prozent des Feinstaubs befreien. Die Partikel werden von einem speziellen Moosmix gefiltert, an dem auch das Leibniz Institut für Troposphärenforschung in Leipzig sowie das Institut für Luft- und Kältetechnik in Dresden mitgewirkt haben. Zudem entsteht durch Verdunstung Feuchtigkeit und damit ein Kühleffekt in der direkten Umgebung. Dass die «CityTrees» ans Internet angeschlossen und mit «AirCare»-Software versehen sind, ermöglicht die «Wartung» der Pflanzen und die Steuerung der Filterleistung, ohne die die Moose nicht überleben würden. Um die Moose vollautomatisch zu bewässern, benötigt das System eine Wasserzufuhr und ein Abwassersystem mit Sickergrube oder lokaler Abflussrinne. Darüber hinaus bieten die «CityTrees» weitere technologische Features wie Mess-Sensoren, um Umweltdaten zu sammeln. Integrierte Sitzbänke laden zum Verweilen ein, so dienen die Objekte zusätzlich auch als Stadtmobiliar. Perspektivisch seien auch integrierte Ladeinfrastrukturen für mobile Digitalgeräte sowie Elektromobile vorgesehen, teilte uns das Unternehmen mit.
Adaptive, steuerbare Ventilatoren filtern eine Luftmenge von maximal 6'000 m3 pro Stunde. (Foto: Green City Solutions)
Die Idee der «CityTrees» geht auf ein Dresdner Studentenprojekt zurück, bei dem IT-Expert*innen, Gartenbauingenieur*innen und Architekt*innen zusammenfanden. Als erste Stadt überhaupt hatte Oslo bereits 2015 Prototypen installiert, seither sind über 50 Filteranlagen in über zehn Ländern aufgebaut worden. Auch in vielen deutschen Grossstädten stehen sie – allerdings in der Vorgängervariante mit Mooswand, Wassertank und Solarzellen. Ende 2019 ging Green City Solutions mit den neuen «CityTrees» in Serienproduktion. Bei so vielen guten Attributen gibt es allerdings eine wesentliche Einschränkung: Die Moose filtern keinen Dieselruss.