«Writing about architecture is like dancing without music»
Jenny Keller
16. Februar 2012
Der Mann interessiert sich für Architektur: Moby vor dem Kongressgebäude in Brasilia. Bild: mobylosangelesarchitecture.com
Moby hat einen Architekturblog und berichtet ungefähr wöchentlich über «zufällige, seltsame, banale und schöne» Architektur in L.A.
Die eigene Erfahrung zeigt, Architekten interessieren sich überdurchschnittlich häufig für Musik. Vor allem, wenn sie nicht zum Mainstream gehört oder hipper ausgedrückt – «indie» – ist. Da erstaunt nicht, dass sich der Musiker Moby, den einst nur wenige kannten, für Architektur interessiert. Moby, der selbst jahrelang als Techno-DJ und Produzent eher im Untergrund tätig war, bis ihm 1999 mit dem Millionen Mal verkauften Album «Play» der internationale Durchbruch gelang, kann man mittlerweile zum Mainstream zählen.
Heruntergekommenes Bungalow in Silverlake, L.A. Bild: mobylosangelesarchitecture.com
Er interessiert sich aber nicht für Architektur aus Hochglanzmagazinen, der sozialktritische Veganer, der Lederturnschuhträger verachtet, wirft seinen Blick auf eher unscheinbare Architektur in Los Angeles und begründet das damit: «New York hat grosse Architektur, Paris hat prächtige Architektur, sowieso haben die meisten Städte, grosse, prächtige, alte und gut dokumentierte Architektur. Nicht so Los Angeles. Die Stadt ist manchmal schön, manchmal seltsam und manchmal schmerzlich banal». Selbst betont er gerne, dass sein Blog «pointless» sei, irgendwie selbst banal. So banal ist das aber gar nicht, dieser Meinung ist auch der anspruchsvolle Guardian in seiner konstruktiven Kritik von Mobys Blog.
Das Bungalow in Silverlake zum Beispiel ist Moby einen Eintrag wert wegen dem «urban brain drain» (= Abwanderung von hochqualifizierten Kräften) in vielen westlichen Metropolen. In L.A. lasse es sich noch günstig leben, zu einem Bruchteil von dem, was ein Haus in London oder New York kostet, könne man sich hier etwas leisten. Dafür stehe das heruntergekommene Bungalow. Das ist doch gar nicht so banal. Oder zumindest ebenso banal, wie wenn Architekturkritiker musizieren. So stelle ich mir das auf jeden Fall vor. Mehr von Moby auf mobylosangelesarchitecture.com.