Winterlinden auf dem Münsterhof

Manuel Pestalozzi
20. März 2020
So sollen sich die drei Bäume und die Rundbank auf dem Münsterhof dereinst präsentieren. (Visualisierung © Raumgleiter AG)

Der annähernd fünfeckige Münsterhof ist die grösste öffentliche Fläche der linksufrigen Altstadt von Zürich. Einst ein Friedhof, ist er vermutlich seit circa 1300 ein freier Platz, der nach Süden vom Fraumünster abgeschlossen wird. Über die Jahrhunderte diente er für Märkte und öffentliche Veranstaltungen, verkam dann im späteren 20. Jahrhundert aber zu einem Parkplatz. Seit Frühjahr 2016 ist er wieder eine «reine», bisweilen etwas antiseptisch wirkende Fläche mit einem anmutigen, eleganten Brunnen von Romero und Schäfle im westlichen Bereich.

Im vergangenen Jahr sorgten auf dem Münsterhof der Klimagarten der Klimajugend und das Kunstprojekt «Insel in der Stadt» von Heinrich Gartentor für Aufmerksamkeit. Die Frage nach einer Begrünung des Platzes wurde drängender, die Forderungen wurden lauter. Das Tiefbauamt der Stadt stellte Nutzungs-Beobachtungen mit einer Zeitraffer-Kamera an. Aus ihnen ging hervor, dass mit steigenden Temperaturen die Aufenthalte auf dem Platz kürzer waren und überwiegend im Schatten stattfanden. Während dies nicht zu grossem Staunen führte, fiel zusätzlich auf, dass die Besucher*innen besonders auch die Nähe zu Pflanzen suchten. Neben dem Schattenwurf von Bäumen wurden auch die Vegetation des Klimagartens sowie die Sitzkonstruktion des Kunstprojekts für den Aufenthalt genutzt, obwohl beides nur beschränkt Schatten bot.

Grün und Schatten – das ist für den Münsterhof ein abschliessendes Finish, das quasi mit dem Ei des Kolumbus zu vergleichen ist, kann man aus diesen Beobachten schliessen. Deshalb soll nach Berücksichtigung verschiedener Kriterien im Nordosten des Platzes, zwischen Zunfthaus zur Meisen und Leder Locher, eine Gruppe von drei Winterlinden Wurzeln schlagen. Geplant ist unter ihnen auch eine Rundbank. «Die Stadt muss mehr begrünt werden», kommentierte Stadtrat Richard Wolff den Entscheid. Und er hielt korrekt fest: «Eine Begrünung des Münsterhofs ist ein historisches Novum». Diese rechtfertigt er mit folgendem Argument: «Jede Generation passt ihre Umgebung den aktuellen Erfordernissen an, und die Erderwärmung ist eine neue historische Gegebenheit, ebenso die grössere Dichte der Bevölkerung.» Geplant ist die Pflanzung der drei Winterlinden für Herbst 2020.

Das Foto aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts dokumentiert den historisch baumlosen Zustand jener Ecke, in der das Grün künftig gedeihen soll. (Foto: Baugeschichtliches Archiv Zürich)

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