Werkzeuge zur Realisierung gebauter Nachhaltigkeit
Ende letzter Woche trafen sich rund 300 Experten, Expertinnen, Fachleute und Interessierte – aus dem Bau, der Wirtschaft, Politik und Bildung – im Stadion Letzigrund in Zürich zur Tagung «Bauen wir die 2000-Watt-Gesellschaft!», zu der das Zürcher Amt für Hochbauten (AHB) geladen hatte. Die Tagung wollte die Teilnehmenden mit einer Vielzahl von Instrumenten und «Werkzeugen» zum nachhaltigen Bauen vertraut machen, die vom AHB, teilweise mit Externen, entwickelt wurden.
Zum Beispiel eine ganzheitliche, will heissen eine auch quantitativ umfassende Portfoliobetrachtung, die just am einzelnen Objekt den Handlungsspielraum vergrössern kann. So fragte Katrin Pfäffli vom Büro Preisig Pfäffli, ob sich 120 Schulhäuser, 59 Wohnsiedlungen und 25 Alterszentren, die allesamt zum Liegenschaftenportfolio der Stadt Zürich gehören, auf den 2000-Watt-Kurs bringen lassen? Grundsätzlich ja, war die Antwort. Indem beispielsweise Objekte, die den Anforderungen nicht genügen, innerhalb des Portfolios über Beiträge von gut abschneidenden Vertretern ausgeglichen werden können.
Vorgestellt wurde weiter ein so genanntes Wettbewerbstool, das vom AHB über Jahre entwickelt und verfeinert wurde. Und das Jurys bei der Arbeit unterstützen soll, indem Nachhaltigskeitsaspekte einfach einfliessen und frühzeitige Projektoptimierungen angeregt werden können, die letztlich auch wirtschaftlich interessant sind. Denn vor allem in frühen Planungsstadien kann «nachhaltiges Planungsdenken» kostendämpfende Wirkung haben.
Lucas Bretschger vom Center of Economic Research der ETH Zürich legte dar, dass nachhaltig gebaute Gebäude in der Erstellung nur geringfügig teurer sind als konventionelle. Vielfältige Hemmnisse in der Umsetzung jedoch trügen zu einem nur verhaltenen Wachstum von deren Anteil am Gebäudebestand insgesamt bei.
Die Architektin Kornelia Gysel meinte grundsätzlich, nachhaltiges Bauen könne und dürfe sich nicht auf die Frage des Primärenergiebedarfs reduzieren. Denn nachhaltiges Bauen sei nicht Teil, sondern die Aufgabe der Architektur schlechthin. Voraussetzung sei dabei klarerweise ein umfassendes Verständnis von Baukultur, wobei es stets um eine Art «Güterabwägung» gehe.