Sport, Spiel und Spass auf dem Dach

Ulf Meyer
9. März 2022
Visualisierung © ArtefactoryLab, Paris

 

Im Süden von Zürich befand sich einst eine Papierfabrik der Sihl AG. Auf ihrem Gelände wird seit 2015 das neue Stadtquartier Greencity gebaut. Erste Wohnhäuser, Büros und Läden stehen bereits, und die Primarschule Allmend ist im Bau. Gegenüber soll die Sekundarschule Höckler errichtet werden. Um deren Gestaltung wurde ein offener Wettbewerb ausgelobt, an dem sich 32 Architekturbüros beteiligten, die je mit einem Akustik-Fachplaner zusammenarbeiten mussten. Die Jury unter Vorsitz von Jeremy Hoskyn vergab den ersten Preis an das Büro Konstrukt aus Luzern. Rang zwei ging an ein Team aus Enzmann Fischer und Meyer Dudesek Architekten (beide Zürich) sowie koepflipartner (Luzern).

 

Die Erschliessung ist eine Stärke des Entwurfs. Sie erfolgt unter anderem über aussen liegende Wendeltreppen. (Visualisierung © ArtefactoryLab, Paris)

Wenn die neue Schule im Jahr 2028 fertig wird, sollen dort rund 400 Schüler*innen der Sekundarstufe und der Oberstufe für Gehörlose und Schwerhörige unterrichtet werden. Neben 22 Klassenzimmern, diversen Gruppenräumen und einer Cafeteria sollen auch drei Sporthallen und eine kleine Schwimmhalle Platz finden. CHF 77 Millionen darf die neue Schule dabei maximal kosten. Auf dem Baugrundstück befinden sich mehrere alte Backsteinhallen. Im Wettbewerb stand den Teilnehmenden frei, die Bauten in ihre Projekte zu integrieren oder ihren Abbruch vorzusehen. Etwa ein Fünftel wollte die Objekte behalten. Das siegreiche Büro Konstrukt setzt aber auf einen Neubau. Entworfen hat das Team aus Luzern einen fünfgeschossigen Längsbau mit vergleichsweise kleinem Fussabdruck. Er liegt mittig zwischen den Gleisen und der Allmendstrasse und lässt auf beiden Seiten genügend Freiraum. Der Entwurf schnitt laut Jury sowohl bei der Flächen- und Volumeneffizienz als auch bei den Erstellungskosten am besten ab. Durch die städtebauliche Setzung bleibt ausserdem im Norden des Geländes eine Landreserve frei. Die Kaltluftleitbahn vom Uetiberg wird nicht verstellt, und die Architekten betonen, es würde kein Wohnbau verschattet.

 

Auf dem Dach wird ein zweigeschossiger Aufbau aus Stahl entstehen. Die Bewässerung der Pflanzen erfolgt mittels Regenwasser. (Visualisierung © ArtefactoryLab, Paris)
Die Korridore vor den Klassenzimmern bieten zusätzlichen Raum zum Lernen. (Visualisierung © ArtefactoryLab, Paris)

Der Haupteingang der neuen Schule wird sich am Locher-Oeri-Platz befinden. Im Erdgeschoss sollen halböffentliche Nutzungen unterkommen: ein Schulkiosk, Räumlichkeiten für den Vereinssport und eine Bibliothek. In den Geschossen darüber werden sich die Klassenräume befinden, die in Clustern organisiert und zweibündig erschlossen sind. In den engeren Bereichen der Korridore befinden sich die Garderoben, die breiteren bieten zusätzlichen Platz für das Lernen in Kleingruppen. Externe Treppentürme mit Wendeltreppen und interne Treppenhäuser sollen die Wegeführung für die Jugendlichen besonders spannend machen. Auf der Westseite entsteht eine offene Laubenschicht als Vorzone zu den Klassenräumen. Diese «Lernbalkone» werden mir Pflanzbereichen ausgestattet. 

Auf dem Dach mit Dachgarten ist ein zweigeschossiger Aufbau aus Stahl vorgesehen. Dieser soll als grosszügiger Pausen-, Sport- und Aufenthaltsort dienen – ein weiteres Highlight des Entwurfs. Auch soll mit dem Aufbau gestalterisch an die gegenüberliegende Schule angeknüpft werden. Laut Juryprotokoll entsteht eine «Beziehung zwischen den beiden Schulhäusern». Ausserdem werden an der Stahlkonstruktion Solarpaneele montiert.

 

Modellfoto © Büro Konstrukt
Modellfoto © Büro Konstrukt

Die erwähnten Sport- und Schwimmhallen sind als Untergeschoss mit erdgeschossigen Lufträumen konzipiert. Ihre Belichtung scheint gut gelungen. Als Pausenflächen dienen eine Promenade mit bepflanzten Schotterflächen auf der Gleisseite, Terrassen an den Gebäudeköpfen, Laubengänge und der besagte Dachgarten. 

Der Sockel wird von wiederverwendeten Sichtbacksteinen und einem schlanken Gerüst aus feinen Betonelementen geprägt. Die Geschossdecken sollen in Holz-Beton-Verbundbauweise erstellt werden. Den Vorgaben zum Lärmschutz und zur Störfallvorsorge wird Rechnung getragen, indem die Laubenschicht gut geschützt und die Pausenflächen auf der Dachlandschaft hoch angeordnet sind. 

Hinsichtlich der Haustechnik wurde versucht, den Aufwand gering zu halten. Die Fassaden haben einen Glasanteil von 40 Prozent, was im Winter gute passiv-solare Gewinne sichern soll. Sonnenschutzelemente werden indes eine übermässige Aufheizung während der Sommermonate unterbinden. Auch erhalten alle Aufenthaltsbereiche wie die Balkone und die Dachterrasse viel Schatten.

Der Entwurf besticht sowohl mit seiner einfachen und klaren Gliederung als auch mit seiner Erschliessung. Auch die Pausen- und Spielflächen auf dem Dach sind eine grosse Stärke. 

Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss 3. Obergeschoss
Grundriss 1. Dachgeschoss
Grundriss 2. Dachgeschoss
Schnitte von oben nach unten: Querschnitte A und B, Längsschnitt

Vorgestelltes Projekt

VERVE Architekten GmbH SIA SWB

Zelthaus Biel-Bienne

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