So ist es, so bleibt es
Manuel Pestalozzi
11. Februar 2020
Die Rosengartenstrasse wird vorerst nicht baulich verändert. (Foto: Comet Photo AG/ETH-Bibliothek Zürich)
Zürichs Rosengartentunnel wurde vom Stimmvolk verworfen. Deutlich schickten die Wähler*innen das Projekt bachab. Die Gegner*innen sollten nun schnell Alternativen anbieten.
Normalerweise verlaufen Tunnels durch Berge, der Rosengartentunnel in der Stadt Zürich hätte hingegen auf eine Anhöhe führen sollen. Über die Idee und ein Grobprojekt konnte die Bevölkerung des Kantons Zürich am 9. Februar 2020 abstimmen. Sie erteilte dem Vorhaben eine deutliche Absage. Sowohl für die Annahme als auch die Ablehnung gab es gute Gründe. Heute und seit Jahrzehnten ist die Rosengartenstrasse, welche von der Hardbrücke aus dem Limmattal hoch zum Bucheggplatz führt, eine lärmige und stark befahrene Tangentialverbindung westlich von Zürichs Stadtkern. Etwa 950 Meter lang ist das Strassenstück, es überwindet eine Höhendifferenz von rund 60 Metern.
Der eigentliche «Sündenfall» war der Anschluss der Strecke jenseits des Bucheggplatzes ans Nordportal des Milchbucktunnels, mit direkter Verbindung zur Autobahnverzweigung Aubrugg. So bieten die steile Strecke und zwei bestehende, kurze Tunnels eine direkte Erschliessung des Schnellstrassennetzes in Richtung Flughafen und Winterthur. Der Lokalverkehr vermischt sich auf einer innerstädtischen Strasse, die nie für eine derartige Masse an Motorfahrzeugen vorgesehen war, mit dem regionalen und überregionalen Verkehr. Dieses Malaise liess sich trotz einer vollständigen Autobahnumfahrung von Zürichs Norden nicht beheben, die Anwohner*innen leiden unter den Zuständen.
Der Rosengartentunnel hätte als Bypass das Strassenstück entlasten sollen und wäre an seinem nördlichen Ende in die bestehenden Tunnels eingeleitet worden – mit einem zusätzlichen Portal am Bucheggplatz. Zur Bewältigung der Steigung war eine weit nach Westen ausgreifende Schlaufe im Käferberg angedacht, die unter relativ dicht bebautem Gelände verlaufen wäre. Auf der Rosengartenstrasse sah das Projekt eine neue Tramtrasse für zwei Linien vor. Diese hätten das Tramnetz im Bereich von Zürichs Hauptbahnhof entlasten sollen.
Die Befürworter*innen wollten mit dem vom Kanton und der Stadt ausgearbeiteten «Spezialgesetz» und dem Projektkredit gleich zwei Probleme lösen. Die Art, in der sie dies tun wollten – mit einem teuren, von vielen Unsicherheiten begleiteten Grossprojekt – lag jedoch vielen quer. Denn erfahrungsgemäss ziehen Tunnels und andere Erleichterungen Mehrverkehr an. Ausserdem prallte ein «neues» Klimabewusstsein auf einen «alten» Lösungsansatz: Gibt es ein Problem, unter den Boden damit! Viele Bürger*innen mögen ob der Vorlage den Eindruck gewonnen haben, man wolle das grundsätzliche Rosengartenproblem, eine Tangente für den regionalen und überregionalen Individualverkehr am falschen Ort, perpetuieren.
Das Nein an der Urne ist allerdings kein Grund zur Euphorie. Schliesslich bleibt das Problem fortbestehen, und die Belastung der Bevölkerung durch Lärm und Abgase wird nicht nachlassen. Eine rasche Lösung mit baulichen Mitteln scheint nun vorerst ausgeschlossen. Jetzt ist die Stadt gefordert. Sie muss sich darum bemühen, dass die Strasse wieder vornehmlich dem lokalen Verkehr dient. Wege, um die Stadt in nördlicher Richtung zu verlassen, sollte es heute eigentlich genug geben – auch Tunnels stehen zur Verfügung: zwischen Limmatquai und Milchbuck und durch den Gubrist neu sogar mit drei Röhren!
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