Rotes Strandhäuschen von Jacques Wipf

Manuel Pestalozzi
8. Mai 2017
Bilder: Christian Helmle

Kaum zu glauben, dass der selbe Architekt etwa zur selben Zeit das trutzige Grimsel Hospiz realisierte! Jacques Wipf (1888-1947) war unter anderem Hausarchitekt der Kraftwerke Oberhasli. Er entwarf deren Gebäude und war in Gestaltungsfragen Berater der Ingenieure. Er entstammte gewissermassen der Stuttgarter Schule, studierte auch bei Paul Bonatz und war wohl mit sämtlichen Architekturströmungen der damaligen Zeit gut vertraut. So konnte er ganz unterschiedliche ästhetische Bedürfnisse bedienen.
 
Das eigene Badhaus war ein «Heimspiel» für ihn, die Absenz einer Kundschaft sowie die informelle Atmosphäre des privaten Badbetriebes und dessen Hinwendung zu Luft, Licht und Sonne (und Wasser) mag bei der Wahl des klassisch modernen Vokabulars mit eine Rolle gespielt haben. Beim zwei Jahre später realisierten Strandbad Thun nahm sich Jacques Wipf sein eigenes rotes Möbeli am Seeufer möglicherweise zum Vorbild. Es bezeugt sie selbe leichte, luftige Haltung zum Thema Freikörperkultur.
 
Den Charakter des Häuschens zu erhalten, das ihr Grossvater einst erbaut hatte, lag den heutigen Eigentümern und Bauherren Christoph und Dominik Müller besonders am Herzen, wie sie der Berner Zeitung verrieten. Besondere Aufmerksamkeit widmeten sie dem Erhalt der ursprünglichen Farbgebung. Auf der Basis einer Untersuchung wurden die bunten Anstriche in den ursprünglichen Techniken erneuert. Dank der lasierend aufgetragenen Mineralfarbe ist die Patina erhalten geblieben. Ein einfaches Einbaumöbel gliedert heute das Innere. Auf weitere Eingriffe haben die Besitzer verzichtet: Die unverfälschte Architektur ist ihnen mehr wert als zusätzlicher Komfort. Dafür erhalten sie am 18. Mai 2017 um 18.30 Uhr im Kornhausforum Bern den Denkmalpflegepreis des Kantons Bern.
 

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