Potz Verdichtung!
Manuel Pestalozzi
28. März 2017
Die Winterthurerstrasse soll zur vertitablen «rue corridor» werden. Bild zur Verfügung gestellt von BGO
Die Baugenossenschaft Oberstrass (BGO) nimmt sich ein Herz. An Zürichs Winterthurerstrasse reisst sie erstmals Wohnhäuser zugunsten grösserer Ersatzneubauten ab. Ein neugeorgianischer Entwurf gewann den Wettbewerb.
Die Baugenossenschaft Oberstrass, 1923 gegründet, ist eine gemeinnützige, politisch und konfessionell neutrale Genossenschaft mit rund 400 Wohnungen. Ihren Namen hat sie vom Standortquartier, das sich um die Ausfallstrasse nach Winterthur gruppiert. Und just an der Winterthurerstrasse sollen fünf dreigeschossige Zeilenbauten nun dran glauben. Solide und frisch sehen sie heute zwar aus, aber die Dichte … die Dichte! Sie lässt zu wünschen übrig.
So präsentiert sich die aktuelle Situation gemäss Google Maps. Bild: Google
Grösser muss es werden, und mehr Grösse verspricht das Projekt «Jim Knopf» der Architekten Stephan Achermann und Daniel Abraha aus Zürich, das die Jury im ausgelobten Projektwettbewerbeinstimmig zur Weiterbearbeitung empfiehlt. Der Entwurf wird als Testprojekt bezeichnet und zieht sich als zwei lange, eher schmale Baukörper knapp hinter etwas Verlegenheitsgrün der stark befahrenen Verkehrsachse entlang. Die bisherige Dreigeschossigkeit unter Walmdächern wird durch eine Sechs- bis Achtgeschossigkeit mit Flachdach ersetzt, was dem Charakter der Winterthurerstrasse als rue corridor einen ganz neuen Habitus und wohl auch eine andere Lichtstimmung gibt.
... und so leben die Wohngenossenschafterin, der Wohngenossenschafter von morgen. Bild zur Verfügung gestellt von BGO
Das Projekt orientiert sich in origineller Weise an Versatzstücken des Städtebaus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Nicht nur wegen den Fensterteilungen fühlt man sich an Zeilenbauten des georgianischen Londons erinnert, auch die Mailänder Bewegung des Novecento scheint bei «Jim Knopf» Spuren hinterlassen zu haben. Abwechslung ist in der festungsartigen Baumasse angesagt: Die schönen Grundrisse und originelle Küchenanordnungen werden ausdrücklich gelobt. Der Ersatzneubau wird etwa 120 Wohnungen bieten, davon werden gut die Hälfte 3- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen ausmachen. Daneben sind in geringerer Zahl auch 2- und 2,5-Zimmer-Wohnungen vorgesehen sowie grosse Familienwohnungen. Über die attraktive gemeinschaftliche Terrasse auf dem Dach mit Openair Partylounge-Potenzial werden sich sicher auch die Nachbarn freuen.