Kongresszentrum Dübendorf
Manuel Pestalozzi
26. Juni 2015
Der Neubau wird direkt an der Pendlerpiste stehen. Bild: tagesanzeiger.ch
In Zürichs Vorort Dübendorf wird es in Sachen Kongresshaus ernst: Am 7. Juli sollen die Bagger auffahren. Die Inbetriebnahme ist für 2017 geplant. Von Architektur spricht hier niemand.
Zwar gibt es in Dübendorf keinen See, und auch von der Uferpromenade entlang der Glatt kann das Projekt nicht profitieren. Es steht nicht am Fluss sondern unweit der Stadtgrenze von Zürich. Durch die Nähe zum S-Bahnhof Stettbach ist es aber mit dem ÖV ausgezeichnet erschlossen. Seine Lage direkt an der alten Hauptstrasse ins Zürcher Oberland und die gute Anbindung an die A1 macht es auch mit dem privaten Motorfahrzeug gut erreichbar. Neben Kongressen sollen hier Konzerte, Generalversammlungen und Ähnliches stattfinden. Dafür steht eine Halle mit bis zu 3000 Sitz- und 5000 Stehplätzen zur Verfügung.
Eigentlich handelt es sich um ein klassisches Agglomerationsprojekt; das Kongresszentrum ist primär ein Container irgendwo an der Peripherie und hat wie seine Nachbarbauten wenig Beziehung zur Umgebung. Wie ein Casino in Las Vegas orientiert er sich zur stark frequentierten Strasse, die Gestaltung will die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer wecken.
Der S-Bahnhof Stettbach, oben links, steht noch auf dem Boden der Stadt Zürich, das Kongresszentrum ist von grossen Bürobauten umgeben. Bild: nzz.ch
Realisiert wird der Eventtempel von der Firma Beka Global Solutions. Sie erstellt das Kongresszentrum im Auftrag von privaten Investoren, wie am vergangenen Dienstag in der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen war. Der Bau sei modular aufgebaut – dies ist auch alles, was sich über Architektur und Konstruktion in Erfahrung bringen lässt. Offenbar bestand seitens der Bauherrschaft nicht der Ehrgeiz, mittels Wettbewerb zu qualitativ hochstehender Baukunst zu kommen. Vielleicht wird Kongressarchitektur vorrangig als eine technische Disziplin gesehen, die primär mit dem Ansturm der Massen fertig werden muss.
Interessant ist auch der Gleichmut der Bevölkerung Dübendorfs gegenüber dem Projekt, das einigen Mehrverkehr auslösen dürfte. Eine Seilbahn, welche nur wenige Meter entfernt den Bahnhof Stettbach mit dem Zürcher Zoo verbinden soll, wird seitens Privater aber auch von Dübendorfs Behörden mit Beschwerden bekämpft.