Fettes Haus

Jenny Keller
24. August 2017
Erwin Wurm, Fat House, 2003. Bild: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

Die fetten Häuser on Erwin Wurm sehen doch zugegebenermassen sehr gemütlich aus. Dieses Exemplar steht am Oberen Belvedere in Wien und markiert unübersehbar Präsenz für die Ausstellung «Erwin Wurm. performative Skulpturen» im 21er Haus. Architektur spielt eine grosse Rolle im Werk Erwin Wurms. Seit über 35 Jahren ergründet der österreichische Künstler die Ausdrucksmöglichkeiten der Bildhauerei und bedient sich dabei regelmässig des Haus-Motivs. Wurms Häuser sind keine bewohnbaren Bauten, sondern verfettete, extrem schmale, enge, kippende oder geschmolzene Plastiken, die sich selbst und ihre Funktion in der Gesellschaft in Frage stellen. 

Bei seiner Werkgruppe der Performativen Skulpturen, die noch bis 10. September im 21er Haus zu sehen ist, legt Wurm selbst Hand an, indem er Modelle von Gebäuden und Objekten des täglichen Gebrauchs, sowie rohe Blöcke aus Ton deformiert. Für die Serie «House Attack» attackiert der Bildhauer Modelle von teils bekannten, teils anonymen Bauten.

Bis zum Ende der Ausstellungslaufzeit im 21er Haus kann auch Erwin Wurms berühmtes «Fat House» vor dem Oberen Belvedere kostenlos besucht werden.


Künstlergespräch
Mittwoch, 6. September 2017, 19 Uhr

Erwin Wurm und Architekt Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au sprechen in der Ausstellung im 21er Haus über ihre Inspirationsquellen und das Verhältnis von Kunst und Architektur.

«Wie kann ich Erwin Wurm nicht schätzen, da er doch Häuser zertrümmert, mit Füssen tritt oder mit Schwertern zerschneidet. Wie kann ich Erwin Wurm nicht schätzen, wo der doch den Menschen Bleistifte in die Nase steckt und Flaschen zwischen die Beine klemmt. Erwin Wurm ist mit seinen grenzüberschreitenden Bildern und Skulpturen – das Auto fährt nicht auf der Strasse, sondern die Wände hoch – unseren Architektur-Denkprozessen sehr nahe.» (Wolf D. Prix)

Erwin Wurm, Fat House, 2003. Bild: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien
Ausstellungsansicht «Erwin Wurm. Performative Skulpturen». Bild: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

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