Die Besten – für den Moment

Manuel Pestalozzi
23. September 2016
Erweiterung eines Rustico in Preonzo von Davide Macullo Architects aus Lugano. Das Projekt verdiente sich eine Anerkennung. Bild: Alexandre Zweiger

Wer mag sich erinnern an den Umbau eines Stalls zum Wohnhaus in Soglio? Das Werk der Ruinelli Associati Architetti war das Haus des Jahres 2011. Es war gut, ist immer noch gut, doch mittlerweile etwas aus dem Rampenlicht geraten – worüber die Bewohnerinnen und Bewohner vielleicht erleichtert sind. Gute Architektur will nicht mit Missen oder Stabhochspringern verglichen werden. Trotzdem wird auch für sie gelegentlich ein Siegertreppchen aufgebaut und bestückt, um Qualitätskriterien den nötigen Nachdruck zu verschaffen und zu zeigen, wie Spitzenleistungen im Bereich Wohnen einem breiten Publikum präsentiert werden.
 
Seit 2011 gibt es die Auszeichnung, 2016 ist somit die sechste Folge des Wettbewerbes über die Bühne gegangen, wiederum ausgelobt vom Deutschen Architekturmuseum und dem Callwey Verlag, der die Projekte jeweils in einem Buch veröffentlicht. Teilnehmen konnten auch dieses Jahr Architekturbüros aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Und dieser leidlich prosperierende Sprachraum hat in Sachen Wohnarchitektur nach wie vor Beachtliches und Beachtenswertes zu bieten – auch dann, wenn es darum geht, die romantische Ader des Publikums zu treffen.

Das Haus «Über den Wiesen» in Ipsach der Markus Schietsch Architekten, Zürich, erhielt eine Auszeichnung. Bild: Andreas Buschmann

Die Schweiz durfte dieses Jahr zwar nicht das Haus beisteuern, das bei der Preisverleihung auf die höchste Stufe gehievt wurde. Diese Ehre wurde der «Neuen deutschen Welle» in Olching bei München zuteil, einem Werk von werk A architektur/Guntram Jankowski aus Berlin. Aber die Markus Schietsch Architekten, Zürich, durften sich über eine Auszeichnung für das Haus «Über den Wiesen» in Ipsach freuen. Das komplett aus Holz gefertigte Haus, das mit seiner Veranda an die Südstaaten-Architektur der USA erinnere, schaffe es, sich der ringsum unberührt wirkenden Natur zu öffnen und sich gleichzeitig hinter der umlaufenden Spalierschicht auf Abstand zu gehen, urteilte die Jury und kam zum Fazit: Ein wahrhaft poetisches Haus.
 
Bei den Anerkennungen finden sich die Erweiterung eines Rustico in Preonzo von Davide Macullo Architects aus Lugano sowie das Haus Bergbau im Val d’Hérens der Savioz Fabrizzi architects, Sion. Alle ausgezeichneten Beiträge aus der Schweiz geniessen das Privileg einer entrückten Lage, die eine verhaltene, kultivierte Version der Landlust zelebrieren. Das Thema Verdichtung ist weit weg.

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