Der Habitus des Architekten
Jenny Keller
31. Oktober 2014
Frank. O Gehrys Skizze für die Fondation Louis Vuitton (FLV) in Paris. Bild: © Gehry Partners, LLP und Frank O. Gehry
Der Architekt (ja, meistens männlich) der Werbung und im Film hat einen ganz eigenen Stil und verkörpert scheinbar noch immer das erstrebenswerte Ideal des coolen urbanen Zeitgenossen.
Viele Klischees bedient der Architekt in der Tat selber und das ziemlich erfolgreich: Die schwarze Kleidung, die puristisch eingerichtete Wohnung, der Bleistift, der immer parat ist, um eine Skizze auf die nächste Serviette zu kritzeln. Bei oben erwähnter Skizze könnt es sich auch einfach um einen fiesen Einfall der Presseabteilung der Fondation Louis Vuitton in Paris handeln, die eben eröffnet worden ist, denn – sind wir ehrlich – dieses Ding hat keine Ähnlichkeit mit dem Gebäude und sieht aus als stamme es von einem dreijährigen durchschnittlich kreativen Kind.
Dass solche Skizzen meist nicht reichen für eine Baueingabe und dass der Architektenberuf auch ganz schön hart sein kann, wenig Geld einbringt und viel Zeit konsumiert, ist den PR-Abteilungen und den Werbefotografen scheinbar noch nicht bekannt. So werden immer noch coole, stylishe, junge, erfolgreiche Typen in engen schwarzen Anzügen gezeigt, die weisse Häuser bauen und einen weissen Firmenwagen haben, der nicht nur den Architekten zur nächsten Sitzung, sondern auch ein «gutes Image» transportiert.
Was die Werber hinter dieser Renault-Werbung, die Anlass dieses Artikels ist, auch nicht zu wissen scheinen: Gemäss Klischee fährt der Architekt doch einen Saab!