Das korallenrot leuchtende Piano

Manuel Pestalozzi
9. August 2017
Bilder: zvg

Eigenheime als Bühne – diese Vorstellung steht hinter dem korallenrot leuchtenden Piano der Designerin Dio Davies aus Notting Hill, London. Bombay meets Blade Runner, sagt dazu die Vermarkterin, und Davies bestätigt, dass sie sich von Science Fiction-Filmen inspirieren liess. Das Technoide beschränkt sich allerdings auf die Verwendung von Plexiglas-Teilen, welche dem üblichen Bauplan eines Pianos – auf Deutsch korrekt eigentlich Pianino – folgt. Der rosa Farbhauch, der die Designerin aus ihren Reiseerlebnissen herleitet (tropische Sonnenuntergänge, Flamingos und – eben – Korallen) kommt aus dem Acrylglas. Hinter ihm sieht man die Hämmerchen hüpfen.
 
Die Designerin entwickelte das Instrument mit einer Firma namens Edelweiss, die in Cambridge domiziliert ist und sich auf selbst spielende Pianos spezialisiert hat. In einem versteckten iPod sind 400 Melodien gespeichert, mit dem dieser das Instrument füttern kann. Ob stumm oder lärmig – in der Dunkelheit ist das Piano dank unten und seitlich platzierter linearer LEDs ein Leuchtkörper, der sein Inneres erhellt und fahl in den Raum ausstrahlt – ist es denn eingesteckt. Die Durchsichtigkeit gibt ihm tatsächlich eine geheimnisvolle Tiefe, welche dem nach wie vor wirkenden Wunder der «Musik von Geisterhand» einen passenden Rahmen gibt.
 
Nichts Neues unter der Sonne, mögen nun manche sagen. Und das ist der springende Punkt der Geschichte: Dieses tönende und leuchtende Möbelstück scheint eine zutiefst bürgerliche Wohnkultur zu zelebrieren, von der sich die Gesellschaft offenbar nicht zu lösen vermag. Dazu passt, dass der technische Schnickschnack und die unbeholfenen Details bei den Verbindungen den Eindruck eines Designs hinterlassen, das als Spektakel getarnt in einer Sackgasse gelandet ist.

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