Brutstätte für Inhalte
Manuel Pestalozzi
11. September 2018
Aufregung unter Kameragalgen. Die Visualisierung mag manche eher an Alpträume erinnern als an beglückende Extasen oder die Förderung des Intellekts. Bild: UNStudio
Die Welt lechzt nach Inhalten. In Hilversum soll dafür eine zeitemässe Brutstätte entstehen. Die Stadtbehörde macht mit, und UNStudio entwirft.
Der Hilversum Media Park 2030 wird von UNStudio als neues soziales Ökosystem bezeichnet, in dem Innovation ein Spektakel ist und Kultur das Herz der Gemeinschaft. Das Entwicklungskonzept betrifft eine bestehende Anlage an der nördlichen Peripherie der holländischen Stadt, in der verschiedene Medienunternehmen, unter anderem die öffentliche Fernsehstation NPO, ihren Sitz haben. Traurige Berühmtheit erhielt der Park, als dort 2002 der rechtspopulistische Politiker Pim Fortuyn nach einem Radiointerview ermordet wurde.
UNStudio will bestehende Zonen des Media Parks in Etappen transformieren. Mit diesen Massnahmen und zusätzlichen Ergänzungen soll der Park auf die Veränderungen in der Medienlandschaft reagieren können. Dazu wurden «fünf Wachstumssäulen» definiert. Diese befassen sich nicht nur mit technologischen Herausforderungen sondern mit den Methoden der Interaktion zwischen Emittierenden und Empfangenden und der Gesundheit der Beteiligten (will heissen: Sport und Natur als Ausgleich). Das Wort «Vibration» kommt in allen Abwandlungen in jedem vierten Satz der Präsentation vor, und man fragt sich, wie die permanent Durchgeschüttelten überhaupt noch dazu kommen sollen, einen einzelnen klaren Gedanken zu fassen. Ob die deliriöse mediale Aufrüstung wirklich der Weisheit aktueller Schluss ist? Nur schon die Visualisierungen, welche die Präsentation des Konzeptes begleiten, geben Anlass zu bohrenden Zweifeln.