Bellinzona: Studien zur Umgestaltung der SBB-Werkstätten
Manuel Pestalozzi
16. November 2020
Der Vorschlag des Teams aus der sa_partners agentur für städtebau und planung, TAMassociati, Franco Giorgetta Architetto Paesaggista, Golder Associates, dem Laboratorio di Ingegneria Ferroviaria e Traffico sowie der Gesellschaft für Standortanalysen und Planungen (GSP) soll weiterverfolgt werden. (Visualisierung: sa_partners und TAMassociati)
Die Eisenbahnwerkstätten von Bellinzona werden nach Castione verlegt. Das Gelände soll sich in ein attraktives Stadtquartier verwandeln. Nach einem Studienauftrag wurde das Projekt «Porta del Ticino – Urban Living Lab» zur Weiterbearbeitung empfohlen.
«Giù le mani dalle Officine!» (zu Deutsch: «Finger weg von den Werkstätten!») – mit diesem Slogan wehrten sich die Arbeitnehmervertretungen gegen den Umzug der SBB-Werkstätten von Bellinzona in eine neue Anlage im benachbarten Castione und die damit verbundenen Stellenstreichungen. Sie lancierten eine kantonale Volksinitiative, die vom Tessiner Stimmvolk im Mai 2019 jedoch deutlich verworfen wurde: 65,3 Prozent der Wähler*innen schickten sie bachab. Vergangenen Juni dann wurde ein Studienauftrag für das gut erschlossene, rund 120 000 Quadratmeter grosse Areal lanciert. Auf der Website der Initianten wird die Tessiner Kantonshauptstadt als idealer Standort für ein «Avantgarde-Quartier» tituliert. Dieses soll die Entwicklung der Stadt als Ganzes antreiben und gleichzeitig die Erinnerung an die 1886 gegründeten Werkstätten wachhalten. Die bestehenden Gebäude sollen erhalten bleiben, insbesondere die sogenannte «Cattedrale», eine 1919 eingeweihte Halle zur Wartung von Lokomotiven. Kritisch zu hinterfragen bleibt, wie gross der Bedarf an neuem Wohnraum in Bellinzona tatsächlich ist. Die Stadt weist bereits einen im Landesvergleich sehr hohen Leerstand auf – wie übrigens auch andere Teile des Südkantons.
Der Vorschlag der Gruppe Bellinzona Città in Movimento übernimmt weitgehend einen «industriellen Massstab». (Modellfoto: quartiereofficine.ch)
Der Studienauftrag soll in einen Masterplan münden. Fünf Teams durften nach der Präqualifikation ihre Ideen entwickeln:
- Arbeitsgemeinschaft KCAP und Studio Vulkan
- Gruppe Bellinzona Città in Movimento: pool Architekten, Studio di Architettura e Pianificazione Guscetti, officina del paesaggio, studio we architetti, Dionea, SUPSI-DACD ISAAC, Brugnoli e Gottardi Ingegneri Consulenti, Consavis, intosens – urban solutions
- OFFICE Kersten Geers David Van Severen, l’AUC, Mosbach Paysagistes, Studi Associati, Frank Boutté Consultants, CITEC Ingénieurs Conseils, Studio BDO
- sa_partners agentur für städtebau und planung, TAMassociati, Franco Giorgetta Architetto Paesaggista, Golder Associates, Laboratorio di Ingegneria Ferroviaria e Traffico, Gesellschaft für Standortanalysen und Planungen (GSP)
- SAM Architekten AG, Studio di architettura Vittorio Magnago Lampugnani, Mettler Landschaftsarchitektur, eambiente di Katharina Schuhmacher, Studio d’ingegneria Visani Rusconi Talleri, Andreotti & Partners, Rolando Spadea, Marie Antoinette Glaser
Im Oktober wurden die Vorschläge der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert. Das Beurteilungsgremium stellte fest, alle Teams hätten die Eigenheiten des Areals und seiner Umgebung gebührend berücksichtigt. Auch dem historischen Kontext der bestehenden Anlage sei angemessen Rechnung getragen worden. Und trotzdem unterscheiden sich die Ansätzen der fünf Teams deutlich voneinander. Das Beurteilungsgremium entschied, den Vorschlag «Porta del Ticino – Urban Living Lab» (sa_partners agentur für städtebau und planung, TAMassociati, Franco Giorgetta Architetto Paesaggista, Golder Associates, Laboratorio di Ingegneria Ferroviaria e Traffico, Gesellschaft für Standortanalysen und Planungen) zur Weiterbearbeitung vorzuschlagen. Nächstes Etappenziel ist nun, wie bereits erwähnt, einen Masterplan zu erarbeiten.