Architektur studieren in St. Gallen
Manuel Pestalozzi
17. September 2015
Die neue Fachhochschule beim Bahnhof St. Gallen. Bild: Reto Martin
Architekturbüros der Region beklagen einen Fachkräftemangel. Ein neuer Lehrgang soll Abhilfe schaffen. Der St. Galler Kantonsrat trat auf den entsprechenden Bericht ein und will damit der Abwanderung entgegenwirken.
Offenbar spürt die Klosterstadt, dass sie seit dem Ende der Bautechniker-Ausbildung vor zehn Jahren keine qualifizierten Berufsleute mehr hervorbringt. Wie einem Artikel des St. Galler Tagblatts zu entnehmen ist, beklagten sich Architekturbüros über Nachwuchssorgen. Junge Menschen blieben nach der Ausbildung oft am Studienort, und für Interessenten aus der Ostschweiz sei das meist Winterthur oder Zürich, sagen sie.
Die Politik hatte ein Ohr für das Anliegen, zwei Kantonsräte reichten im Frühling 2012 ein Postulat ein, das die Wiedereinführung eines Architekturstudiums an der Fachhochschule St. Gallen verlangte. Der Bericht dazu wurde nun debattiert. Vorgeschlagen wird ein Lehrgang, der mit einer Berufsmatura zugänglich und vor allem berufsbegleitend sein soll. Starten möchte man mit 25 Studierenden, später soll deren Zahl auf 80 erhöht werden. Der zuständige Regierungsrat Stefan Kölliker betonte, dass der Bericht unter Einbezug der Branche entstanden sei. Für ihn ist klar: Es gibt den Fachkräftemangel und den «Braindrain». Die Mehrheit des Kantonsrats schloss sich dieser Sichtweise an.
St. Gallen ist ein Kanton, der sich über verschiedene Regionen ausdehnt und mehrere Einzugsgebiete von traditionellen wie auch neuen Stätten der Architekturausbildung berührt: Chur, Winterthur, Zürich und Vaduz. Ausserdem beherbergt er auch noch das Technikum Rapperswil und grenzt an das österreichische Bundesland Vorarlberg, das für hohe architektonische Standards bekannt ist. Dass man fürchtet, das Angebot der Fachkräfte vor Ort sei nicht ausreichend, hat möglicherweise mit der Ausrichtung der verschiedenen Lehrgänge zu tun. Man kann nur hoffen, dass diese ausreichend aufeinander abgestimmt sind, sich ergänzen – und letztlich den bestehenden Bedürfnissen gerecht werden.