100 Jahre Faaborg Stuhl
Manuel Pestalozzi
30. Juni 2015
Version in Ulmenholz. Bild: rudrasmussen.com
Faaborg ist zwar nicht Barcelona. Doch auch das dänische Städtchen durfte einem Stuhl seinen Namen geben, der heute als Designklassiker gilt. Er wird bis heute produziert.
Schlicht, graziös und neckisch - so könnte man diesen Stuhl nennen, der als eine Art Urahn des modernen dänischen Designs bezeichnet wird. Der Schöpfer des Faaborg Stuhls ist der Architekt und Möbeldesigner Kaare Jensen Klint. Sein Vater ist der Schöpfer der berühmten expressionistisch-neogotischen Grundtvigskirche in Kopenhagen, für die Klint ebenfalls eine spezielle Bestuhlung entwarf.
Der Faaborg Stuhl entstand für ein Museum, das ein reicher Konservenfabrikant in der Stadt auf der Insel Fünen für seine Sammlung regionaler Malerei und Skulpturen erstellen liess. Das 1915 fertiggestellte Gebäude des Architekten Carl Petersen ist ein interessantes Raumgefüge, das in die Altstadt eingepasst ist und mit seinen verspielten neoklassizistischen Zitaten an Werke von Gunnar Asplund oder auch Jože Plečnik erinnert. Klints Faaborg Stuhl gehörte von Beginn weg zum Interieur und ist auch heute noch integraler Teil der Ausstattung.
Grosser Saal des Faaborg Museum. Bild: Google Earth
Seit Generationen wird der Faaborg Stuhl von den Rud. Rasmussen Werkstätten hergestellt. Zu Ehren des Jubiläums fertigte man eine Sonderausgabe an. Wie beim Original ist die Rückenlehne aus Wurzelholz, in diesem Fall aus jenem einer Ulme, die hundert Jahre lang im Hof der Firma stand und vor 25 Jahren gefällt wurde. Auch die anderen Stuhlteile sind aus Ulmenholz, Sitzfläche und Rückenlehne werden wie vor hundert Jahren aus Rattan geflochten. Zehn Stück dieser Stühle hat Rud. Rasmussen hergestellt. Sie werden in einer Wanderausstellung gezeigt. Ausserdem entstand auch eine zweite Jubiläumsversion aus geöltem Nussbaumholz und mit schwarzen Lederbezügen, die zum Verkauf angeboten wird.