Planer-Casting

2. Oktober 2014
Ein Anbau von mansarde 3 beinhaltet Wohn- und Arbeitsatelier. Bild: Ruben Hollinger

Wer ist besser geeignet: Die junge Stararchitektin oder der sympathische Nachbar, der ein kleines Architekturbüro führt? Geht es an die Planung für den Umbau oder die Erweiterung eines Hauses, steht ganz am Anfang die Suche nach dem passenden Architekt – oft auch Planer genannt. Kein einfaches Unterfangen: Zum einen ist die Auswahl gross, zum anderen gilt es eine Schlüsselposition zu besetzen. Denn der Architekt muss nicht nur das Entwurfs- und Bauhandwerk beherrschen, sondern auch ein guter Zuhörer, Manager, Finanzfachmann und Psychologe sein. Das A und O eines erfolgreichen Projekts ist die richtige Chemie zwischen Bauherrschaft und Planer. Denn beide gehen zusammen oft einen langen Weg, auf dem es auch schwierigere Zeiten geben kann.

Auf's Bauchgefühl hören
Einfach die junge Stararchitektin oder den netten Nachbarn mit der Aufgabe zu betrauen, wäre deshalb fahrlässig. Zielführender ist es ein kleines Casting durchzuführen. In einem ersten Schritt schränkt man dabei die Zahl der potentiellen Bewerber geografisch ein. Denn Umbau- oder Erweiterungsprojekte sind für einen Planer zeitaufwändig und erfordern eine häufige Präsenz auf der Baustelle. Deshalb sollte die Distanz zwischen Büro und Bau maximal 20 bis 30 Kilometer betragen. Gut überlegen muss man sich auch, ob man Architektinnen und Architekten aus dem Freundeskreis anfragen will. Denn wenn es hart auf hart geht, ist es schwierig einen Freund zu kritisieren und tut man es doch, riskiert man die Freundschaft zugunsten des Bauprojekts.

Für die Suche nach valablen Kandidaten stehen verschiedene Wege offen:

  • Wohn- und Architekturzeitschriften sind eine gute Quelle. Gefällt einem ein dort gezeigtes Projekt, kann dessen Architekt in die engere Wahl aufgenommen werden.
  • Auf spezialisierten Internetseiten finden sich Profile diverser Architekturbüros (siehe Adressen). Suchfunktionen erleichtern dabei das Auffinden passender Fachleute.
  • Eine weitere Möglichkeit sind Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Auch Bauten in der näheren Umgebung die einem gefallen, können zum passenden Planer führen. Den Namen des Architekten erfährt man am einfachsten von den Bewohnern oder beim örtlichen Bauamt.

Steht die Liste der potentiellen Kandidaten, führt man mit jedem ein persönliches Gespräch über die Bauaufgabe und lässt sich eine Honorarofferte erstellen. Unbedingt achten sollte man in diesen Gesprächen auf das eigene Bauchgefühl und darauf, wie gut der jeweilige Architekt zuhören kann. Nur dann ist gewährleistet, dass man für die eigenen Wünsche später auch Gehör findet. Bei grösseren Büros sollte zudem geklärt werden, wer das Projekt betreuen wird. Nicht selten ist der Inhaber nur zu Beginn dabei und übergibt das Projekt später an einen Mitarbeiter. Auch mit diesem muss die Chemie stimmen.

Referenzen prüfen
Kristallisieren sich erste Kandidaten heraus, prüft man deren Referenzen. Bei den Besichtigungen kann man die Bauherren auch nach ihren Erfahrungen mit dem Architekturbüro fragen: Wie war die Zusammenarbeit? Wurden die Termine und die Kosten eingehalten? Spätestens nach der Referenzrunde dürfte klar sein, welches Büro am besten für die Aufgabe geeignet ist.

Mit zur Beauftragung gehört der Abschluss eines Vertrags. Dieser orientiert sich in der Regel an den Musterverträgen des Schweizerischen Architekten- und Ingenieurvereins (SIA). Folgende Punkte müssen dabei unter anderem geregelt sein:
  • Aufgabenbereich des Architekten
  • Honorar und Zahlungskonditionen
  • Maximale Obergrenze der Baukosten
  • Details zum Projekt
  • Terminplan
  • Details zur Projektorganisation
  • Berufshaftpflichtversicherung
  • Regelung bei Streitigkeiten

Das Honorar wird meist nach der Leistungs- und Honorarordnung 102 (LHO) des SIA berechnet. Bei kleineren Umbauten und Anbauten erfolgt die Festlegung oft pauschal oder mit einer maximalen Stundenzahl. Steht der Vertrag, ist der Weg frei für die ersten Planungsschritte. Den eigenen Aufwand dafür sollte man nicht unterschätzen. Denn nur wenn man genügend Zeit für die Gespräche mit dem Architekten hat, kommt am Schluss auch ein befriedigendes Ergebnis zustande. rw

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Publikumszeitschrift Umbauen + Renovieren (5/2014) des Archithema-Verlags.

Literatur
«Der Weg zum Eigenheim», Beobachter Edition, 2013, CHF 38.00.

Architektensuche online
Swiss Architects: www.swiss-architects.com
Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein: www.sia.ch/referenzen
Architekturforum: www.arch-forum.ch
Bund Schweizer Architekten: www.architekten-bsa.ch
Verband Schweizer Innenarchitektinnen und –architekten: www.vsi-asai.ch

Verwandte Artikel

Vorgestelltes Projekt

Haller Gut

Sportanlage Hüssenbüel

Andere Artikel in dieser Kategorie