Diskussion über das Besondere
Elias Baumgarten
12. September 2019
Foto: Fritz Tschümperlin © Reflexion AG
Die Architekten Roger Boltshauser, Mike Guyer und Peter Märkli sprachen mit Jürg Zumtobel, dem Entwickler Markus Mettler und Lichtplaner Thomas Mika an einer Podiumsdiskussion im Zürcher Careum Auditorium über Sonderleuchten. Eingeladen hatte die Firma Reflexion.
Die Reflexion AG ist einer der hierzulande federführenden Anbieter von Lichtgestaltung und -planung. Einige der bekanntesten Schweizer Architekt*innen haben mit der Firma schon zusammenarbeitet. Zum Repertoire von Reflexion gehört auch die Entwicklung von Sonderleuchten. Und so fragte man anlässlich eines Firmenevents am 5. September 2019 im Zürcher Careum Auditorium nach deren Bedeutung in der Architektur. Brauchen Gestalter*innen sie eigentlich? Und wann bringen sie Sonderleuchten zum Einsatz? Wie funktioniert überdies die Zusammenarbeit bei der Gestaltung? Über diese Fragen diskutierten die Architekten Roger Boltshauser, Mike Guyer und Peter Märkli mit Jürg Zumtobel, dem Entwickler Markus Mettler und Reflexion-Gründer Thomas Mika auf einem hochkarätigen wie maskulinen Podium. Für einen Farbtupfer sorgte immerhin ein Peter Märkli in schickem Mantel und mit sportlichen All Stars-Schuhen.
Von links nach rechts: Peter Märkli, Markus Mettler und Roger Boltshauser (Foto: Greg Stechishin © Reflexion AG)
Thomas Mika, ganz rechts im Bild, forderte die Architekt*innen zur engen Zusammenarbeit mit den Lichtplaner*innen auf. (Foto: Greg Stechishin © Reflexion AG)
SymbioseMika warb zuvorderst für eine enge Zusammenarbeit von Architekt*innen und Lichtplaner*innen. Nur gemeinsam liessen sich aufwendige Lösungen und die teure wie arbeitsintensive Entwicklung von Sonderleuchten gegenüber den Bauherren argumentieren und durchsetzen. Schliesslich werde für die Beleuchtung zumeist nur ein kleiner Bruchteil des Budgets veranschlagt. Ähnlich äusserte sich auch Kollege Jürg Zumtobel. Heute stünden Preis und technische Performance noch zu sehr im Fokus, meinte er. Den Nutzer*innen und ihrer Wahrnehmung hingegen werde oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Bereits einen sehr engen Kontakt zu Lichtplaner*innen wie Mika pflegt Roger Boltshauser. Im Fall der Bebauung des Zürcher Hardturm-Areals habe sein Büro zum Beispiel schon bei der Ausarbeitung des Wettbewerbsbeitrags intensiv mit Reflexion zusammengearbeitet, erzählte er. Dabei wurden Sonderlösungen wie beleuchtete Glasbausteine gemeinsam entwickelt. Dieses Vorgehen dürfte mitgeholfen haben, sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen.
Von links nach rechts: Moderator Renato Turri, Jürg Zumtobel und Mike Guyer (Foto: Greg Stechishin © Reflexion AG)
DesignobjekteEtwas zurückhaltender und sympathisch selbstkritisch gab sich Mike Guyer. Zwar habe Gigon Guyer bei Projekten wie dem Andreasturm in Oerlikon (2018) Sonderleuchten erfolgreich eingesetzt, dennoch sei er auf das Ergebnis «nicht unbedingt stolz». Solche Objekte seien oftmals «designanfällig», mitunter in Objekthaftigkeit verfangen und somit austauschbar und darum wenig nachhaltig. Wie zur Bestätigung sagte Markus Mettler von der Halter AG, die Beleuchtung sei aus seiner Sicht eines der kostengünstigsten Mittel, um ein Produkt (meint ein Gebäude) zu positionieren, es unverwechselbar zu machen. Für ihn sind Leuchten Designobjekte, die sich zur raschen Wertsteigerung von Bauten vorzüglich eignen.
Doch zurück zu Peter Märkli; für ihn ist die Auswahl und Gestaltung von Sonderleuchten ein wichtiges, doch nachgeordnetes Kapitel. Denn zunächst gelte es für Architekt*innen, eine «Vorstellung vom Licht» zu entwickeln, sich mit Wahrnehmung und Emotion auseinanderzusetzen. Ferner sei es wichtig, sich über die richtige Positionierung von Lichtquellen im Raum eingehend Gedanken zu machen. Erst hernach mache es Sinn, sich mit der Entwicklung und Gestaltung von Leuchten auseinanderzusetzen. Zustimmung gab es dafür besonders von Boltshauser, der forderte, die Beleuchtung von Räumen im Architekturstudium vertiefter zu behandeln. Märkli, sichtlich gut aufgelegt, sorgte schliesslich auch für den grössten Lacher des Abends, als er meinte, die Leuchten in seinem Büro seien übel, doch motiviere das seine Mitarbeiter*innen umso mehr, beim Entwerfen besonders gute Lösungen in Sachen Licht zu finden. Zudem seien am Arbeitsplatz ohnehin Kaffeemaschine und Store matchentscheidend – nicht die Leuchten.