Schulhaus am Wettingertobel

19. September 2013

Schulhaus am Wettingertobel
2013

Zürich-Höngg ZH

Auftragsart
Planerwahlverfahren

Bauherrschaft
Immobilienabteilung der Stadt Zürich, Vertreten durch das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich

Architektur
ARGE Imhof Nyffeler Architekten mit Joos & Mathys Architekten, Zürich

Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 6'189'000.-

Fotos
Lucas Peters, Zürich

Die Eingangshalle mit der neuen Erschliessung.

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der vorgefundene Zustand des Schulhaus am Wettingertobel wies eine heterogene Erscheinung auf – das Gebäude ist über die Jahrhunderte immer wieder umgenutzt, umgebaut und erweitert worden. Es wurde vom Weinkeller des Abts von Wettingen zu einem Schulhaus zu einem Gemeindehaus mit Polizeistation und Feuerwehrlokal und wiederum zu einem Schulhaus mit zwei Wohnungen umgebaut. Gestalterisch standen sich die Schichten der verschiedenen Anpassungen und die oft pragmatischen Eingriffe oder Reparaturen meist unvermittelt gegenüber. Gerade der letzte Eingriff aus den 1960er Jahren war im Innern vorwiegend vom Willen nach Funktionalität geprägt, während das Äussere erstaunlicherweise gleichzeitig historisierend umgebaut wurde. Über die Jahrzehnte war so eine unklare, enge und wenig attraktive Gebäudestruktur entstanden, die wenig einladend wirkte. So waren etwa die Toiletten dergestalt, dass sich immer wieder Kinder ängstigten, sie überhaupt zu benutzen.

Die neue Erschliessung im ersten Obergeschoss. Die Farben der Bodenplatten aus eingefärbtem Zement finden sich wieder in den Farben der Stramin-Bespannung und verändern sich von Geschoss zu Geschoss.

In diesem Befund galt es, historisch wertvolle Teile zu schützen, die ursprüngliche Gebäudestruktur wieder erlebbar zu machen und dabei eine Gestaltung zu finden, die in sich harmonisch und kongruent ist. Dies, obschon die neue und behindertengerechte Erschliessung einen umfangreichen baulichen Eingriff erforderte, eine vielfältige Nutzung (Kindergarten, Betreuung mit Küche, Musikschule, Feuerwehrstützpunkt) unterzubringen war und fast alle Oberflächen ausgetauscht werden mussten.

Die neue Erschliessung im zweiten Obergeschoss.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Ausgehend von den wichtigsten strukturellen Eigenheiten des Gebäudes – etwa seiner Zweiteilung mit der mittigen, mittelalterlichen Steinmauer – wurden die räumlichen Massnahmen so vorgenommen, dass sie sich so selbstverständlich wie möglich in das Haus integrieren. So wurde die neue Erschliessung als durchgehende, zweiseitig belichtete Halle entlang jener Mauer angelegt, die den mittelalterlichen und den klassizistischen Hausteil trennt.

Die neue Küche im Betreuungsgeschoss.

Auch die Gestaltung mit Farben, Materialien und Oberflächen wurde ausgehend von den vorgefundenen Resten der historischen Ausstattung entwickelt und sodann zeitgemäss interpretiert. Es kamen vorwiegend Materialien und Techniken zur Anwendung, die es schon bei der Erweiterung und Umgestaltung des Gebäudes zum Schulhaus (1854) gegeben hat, etwa eingefärbte Zementfliessen, geölte Hölzer oder gestrichene Stramin-Tapeten.

Die ehemalige Lehrerwohnung im Betreuungsgeschoss wurde umgestaltet. Dabei wurden die historischen Holzvertäfelungen wo möglich erhalten und restauriert, wo nötig neu angeordnet, abgeändert oder ergänzt.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Wie oben beschrieben wurde die innere Gestaltung weitgehend als Interpretation des Bestandes und anderer historischer Vorbilder entwickelt. Die Gestaltung des Äusseren orientiert sich ebenso an der Umgebung: Die Farbtöne wurden in der unmittelbaren Umgebung in Höngg gesucht und so abgestimmt, dass das Gebäude in sich schlüssig, aber im Zusammenspiel mit den Nachbarn auch Mitglied des Ensembles wird.

Unter dem Dach wurde neu ein Musiksaal geschaffen.
Ein neues Schulzimmer mit dem durch eine Glaswand abgetrennten Gruppenraum.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Vertreterinnen und Vertreter der Denkmalpflege, der Immobilienabteilung der Stadt Zürich (als Vertretung der NutzerInnen) sowie des Amtes für Hochbauten haben den Entwurf in mehr als fünfzig gemeinsamen Sitzungen entscheidend mitgeprägt. Erfreulicherweise wurde dabei neben dem Substanzerhalt, den funktionalen Anforderungen und den strengen städtischen Vorschriften betreffend Bauökologie, Bauphysik und Energieverbrauch immer von allen Seiten auch gestalterische Argument hoch gewichtet.

Aussenansicht mit neuem Anbau.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Noch während der Bauphase gab es eine Nutzungsänderung: Ursprünglich sollten die ersten beiden Geschosse des Hauses als so genannte «Grundstufe» – also als Kombination aus Kindergarten und ersten Schuljahren – genutzt werden. Nachdem die Einführung der Grundstufe an der Urne abgelehnt worden war, wurde die Nutzung dieser Geschosse während der Bauphase in einen Kindergarten geändert. Bezogen wurde dann eines der Geschosse als Kindergarten, eines als Musikschule. Angesichts dieser Änderungen erwies sich der Entwurf als mehrfach nutzbar: Bis auf kleinere Ausstattungsgegenstände mussten keine Änderungen vorgenommen werden.


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Situation
Grundriss
Längsschnitt

Schulhaus am Wettingertobel
2013

Zürich-Höngg ZH

Auftragsart
Planerwahlverfahren

Bauherrschaft
Immobilienabteilung der Stadt Zürich, Vertreten durch das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich

Architektur
ARGE Imhof Nyffeler Architekten mit Joos & Mathys Architekten, Zürich

Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 6'189'000.-

Fotos
Lucas Peters, Zürich

Vorgestelltes Projekt

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